Raubwildjagd mit elektronischen Lockern:  Neue Möglichkeiten schaffen?

Schädel eines Bocks auf einem Brettchen

Mit dieser Überschrift erschien in einer namhaften deutschen Jagdzeitschrift ein Artikel über den Einsatz elektronischer Lockinstrumente im fernen Amerika.
Es wurde in aller Ausführlichkeit die Jagd auf Kojoten und Waschbären mit diesen Hilfsmitteln beschrieben, die der Verfasser vor Ort erleben durfte. Und er schwärmte von ihr in den höchsten Tönen.

Die Vorteile elektronischer Lockinstrumente

Das elektronische Locker Vorteile haben, zeigen uns die Erfahrungen der Ornithologen, die bei ihrer Arbeit schon seit vielen Jahren diese Dinger einsetzen.
Sie können die Reviere der einzelnen Vogelarten bestimmen und die Vögel zum Teil auch punktgenau anlocken. Warum sollte das nicht auch mit unseren Wildarten gehen? Man benötigt keine Spezialausbildung für die Jagd mit dem Wildlocker, muss nicht ständig mit allen einzusetzenden Lockinstrumenten üben und kann die gesparte Zeit doch viel nutzbringender im Revier zum „Beutemachen“ einsetzen.
Hier findet kein Kampf der Sinne von Jäger und Gejagten statt, sondern nur ein Abknallen der hoffnungslos unterlegenen und instinktgetriebenen Kreatur. Was hat das noch mit Jagd zu tun?

In Amerika werden viele Wildarten mit elektronischen Lockinstrumenten bejagt, so zum Beispiel Krähen, Wasserwild, Wapitis, Waschbären, Elche und Truthähne, um nur einige zu nennen. Das lässt vermuten, dass auch bei uns sicherlich alle Wildarten mit diesen Geräten getötet werden, wenn die rechtlichen Voraussetzungen hierfür geschaffen wurden.
Ich sage hier mit Absicht „getötet“ und nicht „gejagt“.

Hier zu Lande ist daher aus gutem Grunde der Einsatz dieser Geräte bei der Jagd verboten.

Alle Wildarten kann man durch Nachahmen seiner sozialen Laute in den Bereich der Waffen des Jägers locken. Das Wild hat jedoch bei Einsatz elektronischer Geräte keinerlei Chancen mehr.
Bei Einsatz natürlicher Lockinstrumente reagiert es auf das Können oder das Unvermögen des Jagenden. Auch er muss das Wild daran hindern, ihn zu umschlagen, um unter Wind zu kommen. Durch Anschrecken kann er das verhindern. Aber, es gelingt ihm nicht immer.
Beim Einsatz elektronischer Lockinstrumente, die man weit vor sich aufstellen und durch Fernauslöser bedienen kann, besteht diese Aufgabe nichtmehr. Wild ortet die Laute punktgenau, umschlägt damit das Gerät und nicht den Wartenden. Das ist, neben der genauen Wiedergabe der Laute, der große „Vorteil“ dieser Geräte.
Ein Vorteil des Einsatzes dieser Geräte ist auch, dass sie alle „Jäger“ erfolgreich einsetzen können, während nur die wenigsten den Umgang mit unseren übliche Lockinstrumenten beherrschen. Ja, die meisten Jäger kennen die Lockjagd überhaupt nicht.
Daher wird der Verkauf dieser elektronischen Geräte mit Sicherheit ein großes Geschäft, ein großer Renner.

Elektronische Lockinstrumente bei uns

Das Fuchs, Krähe und Ente mittlerweile auch bei uns mit elektronischen Lockinstrumenten bejagt werden, ist nicht zuletzt unseren Jagdverbänden zu verdanken. Obwohl der Einsatz dieser Geräte bei der Jagd verboten ist, werden sie auf allen Jagdmessen lauthals angepriesen und auch verkauft. Für diese Jagdmessen sind nun einmal unsere Verbände verantwortlich. Es wäre ein Einfaches, den Verkauf dieser Geräte zu untersagen. Aber, das ist wohl nicht gewünscht. Das Gleiche geschah über Jahre hinweg mit der damals verbotenen Nachtzieltechnik. Sie wurde so lange illegal verkauft, bis man die Gesetzeslage der neuen Situation anpasste.

Die Gesetzestreue vieler Jäger

Die Gesetzestreue vieler Jäger, vor allen Dingen vieler Jagdpächter, lässt jedenfalls grüßen.
Die fortschrittlichen Jäger werden die Jagd langsam, aber sicher, vernichten.

Unsere Gegner warten doch nur darauf, die Schießwut vieler zu ihrem Vorteil zu nutzen und die totale Abschaffung der Jagd mit Hilfe der nichtjagenden Öffentlichkeit zu fordern.

Wohin geht die Reise?

Ich frage mich, wohin die Reise des Fortschritts noch geht.  Wird als Nächstes der Einsatz automatischer Waffen, wie in Amerika üblich, gefordert? Sie bringen große Vorteile, spart man sich mit ihnen ja Jagdhunde. Keine Sau entkommt mehr, die von drei oder vier Schüssen getroffen wurde. Man kann mit den Waffen ganze Rotten ausradieren und hätte damit doch unser Schwarzwildproblem umgehend gelöst. Schauen Sie doch einmal in Youtube videos. Dort sieht man, wie Sauen rottenweite zusammengeknallt und dann, nicht aufgebrochen, auf einen LKW geladen zur Entsorgung gefahren werden. Die Schlächter nenne sich auch Jäger.
Sollen auch hier Jagdfarmen errichtet werden, in denen man gezüchtetes Wild mit Pfeil und Bogen auf kürzeste Distanz umbringen kann?

Wir sind die Anwälte unseres Wildes. Lasst uns für die Rechte des uns anvertrauten Wildes auch einstehen.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)

Bildnachweis:

  • Bock auf Brettchen: Gerd Tersluisen