Aus, die Maus!

oder, was aus einem (Mund-)Schnabelraub so alles werden kann.

„Im wilden Gladbeck-Rentfort“, hoch über dem Hof Beckmann, tobte am 20.08.2024 ein Streit zweier Bussarde. Es ging um eine Maus, deren Aus die scharfen Fänge eines der zwei sich streitenden Bussarde vorher besiegelt hatten.
Weithin waren die Rufe der beiden großen Greifvögel zu vernehmen und jeder, der nun hochschaute, konnte den Luftkampf der zwei beobachten. Ja, es ging hier richtig zur Sache. Die Fänge verhakten sich und wild umeinander rudernd kamen beide Vögel dem Rasen des Wohnhauses näher. Sie kamen dem Rasen so nahe, dass sie ihn fast berührten.
Plötzlich flog der eine Vogel nach rechts und der andere nach links. Der Kampf war entschieden.

Flucht ins Backhaus

Der unterlegende Vogel wollte abstreichen, knallte dabei aber mit voller Wucht gegen eine Fensterscheibe und fiel benommen auf den Rasen. Danach rappelte er sich auf und verschwand im ehemaligen Backhaus.
Das ganze Drama wurde von unserem Jagdfreund Johannes Beckmann beobachtet.
Johannes, der leidenschaftliche Jäger und Opa, zeigte seinem Enkel Julius den kranken Vogel durch die Tür des Backhauses. Er ließ den Bussard in Ruhe und nahm Kontakt mit der Feuerwehr auf. Von ihr erhielt er die Telefonnummer des Spezialisten für Tag und Nachtgreife, Ralf Lukavecz aus Dorsten-Lembeck.

Der Vogelspeziallist hilft

Herr Lukavecz sagte sofort zu. Er wollte nach Rentfort kommen, um dem verunglückten Bussard zu helfen. Es dauerte auch nicht lange und er stand vor der Tür des Bauernhauses. Um von den scharfen Fängen des Bussardes nicht verletzt zu werden, schützte er seine Hände mit Lederhandschuhen, griff vorsichtig zu und holte den Greifvogel aus seinem Versteck. Auf dem Bussard tummelten sich viele Parasiten und die Veränderung seiner Zunge ließ einen Befall mit Haarwürmern vermuten. Eine Schwinge des Vogels hing deutlich durch. Er war flugunfähig. Ein Bruch des Oberarmknochens konnte schnell ertastet werden.
Das deutlich hervorgetretene Brustbein sagte Herrn Lukavwecz, dass der Greif schon einige Zeit keine Beute mehr geschlagen hatte. „Der Vogel muss über kleine Portionen, in zweistündigem Abstand, langsam wieder an größere Futtermengen herangeführt werden“, sagte der Spezialist „Ich nehme ihn mit nach Hause, untersuche ihn noch einmal gründlich, bringe ihn zum Tierarzt und füttere ihn sehr zurückhaltend. Wenn er wieder gesund ist, werden wir ihn genau an diesem Fundplatz wieder auswildern“.

Der zweite Teil des Abenteurers

Ich nahm am folgenden Tag mit Herrn Lukavecz Kontakt auf.
Der Freund der Tag- und Nachtgreifvögel brachte den Patienten, nach Freigabe durch die zuständige Behörde in Recklinghausen, unverzüglich zu einem Tierarzt. Die Tierarztpraxis ist auf verunglückte Greifvögel spezialisiert. Von ihm wurde der „Katzenadler“ (Volksmund) untersucht. Die Röntgenaufnahme des betroffenen Flügels zeigte, dass der Greif einen Längsbruch des Oberarmknochens hatte. Eine Operation wurde fällig. „Läge der Bruch nur zwei cm höher, müsste der Greifvogel eingeschläfert werden. In diesem Fall gäbe es keine erfolgreiche Behandlung mehr,“ sagte Herr Lukavecz.

Der Bussard wurde operiert. Die OP verlief erfolgreich.

Hoffen wir, dass der verunglückte Vogel diese Behandlung und die zukünftigen Schwierigkeiten seiner Pflege gut übersteht. Bei seiner Auswilderung bin ich jedenfalls dabei.

Und die Moral von der Geschicht: „Klau des anderen Mäusken nicht“. (Es könnte sonst zu Knochenbrüchen führen)

Übrigens: Mein Freund Johannes hat mit seinem Verhalten alles richtig gemacht.
In solch einem Falle gönnt man dem kranken Tier alle Ruhe der Welt und versucht einen Speziallisten zu erreichen. Der hilft bestimmt weiter.

Der Regionalverband Ruhr plant auf dem Gelände der Biologischen Station Recklinghausen, den Bau einer neuen Auffangstation für Tag- und Nachtgreifvögel. Die Planung ist bereits abgeschlossen.

Wenn diese Station in Betrieb genommen wird, werden viele Wege einfacher.

Euer Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)