Der Fischotter ist wieder zurück in NRW
Am 19. Und 20. Oktober 2013 lud die Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes NRW (NUA) zu einer Schulung „zum Spurensucher Fischotter“ in die Biologische Station des Kreises Recklinghausen, in Dorsten – Lembeck, ein. Ich sage es vorab: Die Teilnahme an dieser Schulung war ein voller Erfolg. Ja, es tat sehr gut, als Vertreter der Landes-Jägerschaft, unter vielen Biologen und einem Vertreter des Landesfischereiverbandes, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Die Jägerschaft wurde ausdrücklich zu dieser Veranstaltung eingeladen. Leider war ich der einzige, der sich die Zeit zur Schulung genommen hat. Schade! Die Organisation lag in Händen von Frau Saskia Helm ( NUA) und Herrn Niels Ribbrock (Biostation). Beide meisterten ihre Aufgaben mit Glanz. Die eingeladenen Referenten machten mit ihrem Einsatz und der Weitergabe ihres Fachwissens die Veranstaltung zu einem Erlebnis. Während der erste Tag der theoretischen Betrachtung galt, führte uns der zweite Tag an die Bäche mit gesicherten Ottervorkommen. Ich will an dieser Stelle nur das, was für uns wesentlich ist, wiedergeben.
Der Fischotter – seine Verbreitung in unserem Gebiet und seine Eigenarten
Ja, es ist eine Sensation. Der Fischotter ist, nach siebzigjähriger Abwesenheit, endlich wieder in NRW angekommen und steht nicht nur vor den Toren des Kreises Recklinghausen, nein, er ist schon mitten drin. Der schlanke, wendige Wassermarder, mit ca. 50.000 Haaren auf jedem cm² seines Balges, tummelt sich nachweislich in der Berkel, dem Felsbach, dem Kannebrocksbach, dem Heubach, dem NSG-Teich in der Heubachniederung, sowie im Halterner Mühlenbach, in der Stever und der Lippe.
Sein Kernverbreitungsgebiet sind die Niederungen der Berkel und des Heubaches
Sein Balg ist so dicht behaart, dass die Wärmeabgabe nur über die Gehöre, die Lichter (Augen) und die Pfoten erfolgt. Alle Individuen haben einen Kehlfleck. Der Otter ist nachtaktiv und daher am Tage kaum zu beobachten. Seine Tauchgänge dauern selten länger als eine Minute. Rüden haben sehr große Reviere. Sie setzen sich dominant durch und vertreiben alle Jungrüden. So wurden in der nunmehr existierenden Population zwölf Otter nachgewiesen, einschließlich zweier Totfunde aus dem Jahre 2009. Unter ihnen befindet sich nur ein dominanter Rüde, von dem alle Jungtiere abstammen. Normalerweise kommt auf drei Fähen ein dominanter Rüde. Die Fähen bringen das ganze Jahr über zwei bis drei Jungtiere zur Welt. Sie besitzen auch nur drei Zitzen. Das Geburtsgewicht eines Otterwelpen beträgt ca. 100 Gramm. Uferhöhlen, Ufergebüsche, Rapsfelder, Maisfelder und Ähnliches dienen dem Otter als Tagesverstecke. Es kann bis heute nicht gesagt werden, dass der elegante Wassermarder seine Höhlen selbst gräbt. Wohl aber nutzt er alle passenden Höhlen, deren Eingänge unter Wasser liegen.
Wo findet man nun Hinweise auf die Anwesenheit von Ottern?
An Bachläufen, die der Otter als Straße und Jagdgebiet nutzt, hinterlässt er viele Spuren. Er markiert sein Revier in viel stärkerem Maße als alle anderen Wildtiere. Er haut dazu alles raus, was sein Darm zu bieten hat. So findet man besonders unter Brücken, an Einmündungen kleiner Bachzuflüsse, an noch so kleinen Sandbänken, links und rechts neben Stegen, an Inseln und auf Steinen oberhalb des Wassers seine Spuren und Markierungen mit Otterlosung. Der Otter setzt hier an exponierten Stellen seine Losung ab.
Wie sieht die Losung aus?
Die Losung erscheint dort hin und wieder in Form einer vier cm langen Wurst in Kleinfingerdicke, die voller Fischschuppen ist und auch nach Fisch riecht. (Hier wird die Nase gefordert) Wenn er nach einer Fischmahlzeit frisch markiert, haut er einen dicken Klecks raus, das Otterpech. Oft nutzt er auch die letzten Möglichkeiten seines Darms. Dann ähnelt die Otterlosung einem kleinen schuppenbefrachteten Wurm. Ja, manchmal kratzt er auch einen Schauhaufen und setzt darauf seine Losung ab. Ein solcher Schauhaufen mit Trittsiegeln, Kratzspuren und Losung ist ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit eines Otters. Ab und an führt eine Schleimspur von der Losung bergab. Der Flüssigkeitsanteilt der Losung setzt sich so von ihrem trockenen Teil ab.
Welche Eigenarten zeigen Trittsiegel und Spur?
Seine Spur, die wir auf Sandbänken, oder im Neuschnee finden, ist mit der des Dachses zu verwechseln. Beide haben fünf sichtbare Zehen an jeder Pfote, sie nageln, zeigen also ihre Krallen. Der Fischotter nagelt allerdings nur mit sehr kurzen Krallen. Sein Trittsiegel ist unsymmetrisch. Wenn man eine Symmetrieachse durch das Trittsiegel legt, so gelingt es beim Fischotter nicht eine symmetrische Ausrichtung seiner Ballen festzustellen, wohl aber weitestgehend beim Dachs. Die Schwimmhäute des Otters sind nur ausnahmsweise im Trittsiegel zu erkennen. Wenn der Otter trabt, setzt er je zwei Abdrücke seiner Pfoten diagonal nebeneinander. Die Spur ähnelt der Paarspur eines Marders, nur stehen die Tritte diagonal nebeneinander. Wenn er flüchtig wird, sind es vier Trittsiegel, die diagonal nebeneinander stehen. Ihr Abstand untereinander ist dabei doppelt so groß, wie beim Traben.
Spuren anderer Tiere beim Abspüren
Katzen haben runde Trittsiegel mit vier Zehen, aber ohne Krallenabdrücke. Vier Zehen besitzen auch alle Hundeartigen, wie z.B. der Fuchs. Die zeigen aber alle ihre Krallen im Trittsiegel. Der Marderhund hat runde Trittsiegel, wie eine Katze, aber mit Krallenabrücken. Bei ihm stehen die Zehen gespreizt und mit deutlichen Abständen im Trittsiegel. Auch bei Iltis und Steinmarder sind Krallen zu sehen. Das Trittsiegel der Nutria ähnelt dem Geläuf eines Vogels. Gleichzeitig ist eine Schleifspur des Schwanzes zu erkennen. Diese Schleifspur zeigt der Otter nie.
Welche weiteren Hinweise gibt es auf Anwesenheit von Ottern?
Reste seiner Beute können auf den Otter hinweisen. Fische werden immer zwischen die Vorderpfoten genommen und vom Kopf oder vom Schwanz her gefressen. Bei Störung kann es schon einmal vorkommen, dass so ein halb aufgefressener Fisch sich findet. Das ist gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass der Otter erst kurz vor dem Fund gestört wurde. Sonst kümmern sich Krähen, Elstern und andere Freunde toter Fische um die Reste und verputzen sie sofort. Fischreste können einen Hinweis auf die Anwesenheit eines Otters geben, müssen es aber nicht. Auch Waschbären, Fuchs etc. hinterlassen Fischreste.
Wo und wie spüre ich ein Fließgewässer ab, um die Anwesenheit von Ottern festzustellen?
Wenn Otter vorhanden sind, spüren sie sich sicher auf einer Bachseite von sechshundert Meter Uferlänge mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 95%. Wer Otter bestätigen will, sucht daher am besten eine Bachseite auf sechshundert Meter Länge gründlich ab. Brücken, vor allen Dingen kleine Straßenbrücken über Bäche, sind für den Otter immer erstklassige Markierungsorte. Im Bereich hoher Autobahnüberführungen markiert der Otter seltener. Hier lohnt es sich, auch außerhalb der Bücken das Fließgewässer und dessen Ufer abzusuchen. Wenn der Otter weder im Uferbereich mit der angegebenen Länge, noch an einer Brücke markiert, ist er auch nicht da.
Vorsicht bei der Bejagung von Nutria und Bisam
Nutria und Bisam gehören nach dem BJG nicht zum jagdbaren Wild und dürfen auch nicht im Rahmen des Jagdschutzes erlegt werden. Das Land NRW hat aber die Bejagung dieser Tierarten aus Gründen der Schadensreduzierung durch einen Erlass der Ministerien für Umwelt und Naturschutz, sowie des Inneren seit dem 15. Oktober 2008 erlaubt. Es handelt sich hierbei um eine rechtlich abgesicherte „Schädlingsbekämpfung“. Alle Jäger, die diese Tierarten bejagen, müssen bei ihrer Erlegung besondere Vorsicht walten lassen. Es ist selbstverständlich, dass man jedes zu erlegene Wildtier vor dem Schuss genau anspricht.
Was Du nicht kennst, das schieße nicht tot!
Haben wir das nicht einmal gelernt? Der Schuss ins Wasser sollte nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch aus Gründen der allgemeinen Gefährdung unterbleiben. Schrote prallen auf der Wasserfläche ab und fliegen unkontrolliert in die Landschaft. Bisam und Nutria müssen das Wasser verlassen haben, bevor man sie erlegt. Der Schuss sollte nur auf deren Breitseite erfolgen. Alle anderen Schüsse sind nicht waidgerecht. In einem solchen Falle ist der Otter, der dem Jagdrecht unterliegt, aber ganzjährig geschont wird, von jedem Jäger sicher anzusprechen.
So werden Fehlabschüsse vermieden
Übrigens: Der Otter gehört zu den „streng geschützten Wildtieren“. Er genießt daher den strengen Schutz des Naturschutzgesetzes. In seinem Lebensraum darf er nicht einmal gestört werden. Wie der rinnende Otter im Wasser aussieht zeigt ein Foto der Fotostrecke.
Und nun kommt meine Bitte:
Wir haben hier die einmalige Chance, die Wiederbesiedelung unseres Landes durch ein ausgestorbenes Wildtier beobachtend zu begleiten und die Arbeit der Biologen zu unterstützen. Wie wäre es, wenn Sie mindestens einmal im Jahr ein Bachufer des von Ihnen betreuten Revieres auf Otterspuren abspürten? Es reicht schon, wenn Sie unterhalb der Brücken über Ihr Fließgewässer nach Hinweisen suchen (Taschenlampe mitnehmen. Es kann dort dunkel sein). Sollten Sie Losung finden, oder auch Spuren, so bitte ich Sie um eine Digitalaufnahme mit Orts- und Zeitangabe. Bitte leiten Sie diese Angaben an Herrn Niels Ribbrock, (Dipl.-Landsch.-Ökol.). Er teilt Ihnen auch mit, ob es sich tatsächlich um Otterspuren oder -losung handelt. Sie helfen damit alle, die Ausbreitung des Otters zu beobachten, zu kartieren und wissenschaftlich zu begleiten. Wir als Jäger verfügen über ein weitgespanntes Reviernetz. Hier bietet sich die Möglichkeit, mit dem Naturschutz Hand in Hand zusammen zu arbeiten.
Packen wir es an! Auf den Otter im Kreisgebiet können wir uns jedenfalls freuen. – Ein Hoch der Artenvielfalt im Revier.
Internetaadresse der Biologischen Station Kreis Recklinghausen e.V.: http://www.biostation-re.de/ Email-Kontakt: ribbrock.biostation-re@t-online.de
Gerd Tersluisen
Autor des Kinderbuches „Die Försterkinder aus dem Ruhrgebiet“ www.försterkinder.de Obmann für Naturschutz der KJS Hubertus Recklinghausen Obmann für Öffentlichkeitsarbeit im Hegering Gladbeck