Nach einer Anregung von Wildmeister a.D. Artur Amann.
Von Gerd Tersluisen, Hegering Gladbeck.
Bis zum Frühjahr sollten wir uns Gedanken über die Pflanzen bzw. deren Mischungen auf unseren Äsungsflächen gemacht haben. Der Standort der Futterpflanzen in einem Waldrevier, am Waldrand oder in einem reinen Feldrevier ist für deren Auswahl bestimmend.
Bei meinen Revierberatungen achtete ich immer zuerst auf das vorhandene Pflanzenangebot. Es machte keinen Sinn, Pflanzen, die im Revier bereits angebaut wurden bei der Pflanzenauswahl für die Wildackerbestellung zu berücksichtigen.
Wir sollten uns die Frage stellen, was wir mit der Aussaat von Futter- oder Deckungspflanzen erreichen wollen.
Was sollten wir im Niederwildrevier beachten?
Im klassischen Niederwildrevier geht es um Äsung und Deckung. Dabei ist die Deckung im Frühjahr, zur Zeit der Brut und der Aufzucht des Jungwildes besonders wichtig. Von März bis Juni ist sie fürs Wild von überragender Bedeutung.
Immer wieder konnte ich beobachten, dass diese Äcker im Frühjahr hemmungslos umgebrochen wurden. Das Wild suchte bevorzugt diese deckungslosen Flächen auf und war seinen Prädatoren schutzlos ausgeliefert.
Bei der Planung beachte der Jäger den Grundsatz:
Es wird das angebaut, was im Revier fehlt.
Damit liegt er immer richtig.
In Getreideanbaugebieten ist ein mehrjähriges Klee- und Kräutergemisch angebracht.
Als Fläche für die Aussaat kann man einen Ackerstreifen zwischen den Getreideschlägen wählen. Entlang der Wege sind die Störungen zu groß. Dort sollte man die Aussaat vermeiden.
Wenn die Herbst- Winteräsung im Revier fehlt, z. B. Raps, bauen wir im Feld Raps, Futterkohl, Topinambur oder Zuckerrüben an. Dann ist der Tisch fürs Wild den ganzen Winter gedeckt.
Wie sieht es im Waldrevier aus?
Im Waldrevier wird es schwierig. Sommeräsungsflächen sind reichlich vorhanden. Es sei denn, Dauergrünflächen fallen durch Dürreperioden im Sommer für längere Zeit aus.
Eichen und Buchenmast gibt es nicht in jedem Jahr.
Hier kommt die Rosskastanie zum Zuge. Sie bringt jährlich Früchte. Man muss nur etwas Geduld aufbringen. Bis zur ersten Frucht dauert es Jahre. Zusätzliche Maßnahmen werden in Heft 1/2026 beschrieben.
In der Feldflur sind große Wiesenschläge vorhanden, deren Gras zu Silagegras verarbeitet wird. Diese Monokulturen stehen sehr dicht. Ihnen fehlt die bunte Vielfalt, die so genannte Hasenapotheke, die Mümmelmann zu seinem Überleben dringend benötigt. Bis zu 6-mal werden diese Flächen gemäht.
Diese Flächen sind somit eineTodesfalle für alle Bodenbrüter und für unser Niederwild.
Ich empfehle dringend den Anbau der mehrjährigen Bitterlupine. Sie ist frühaustreibend und bringt zumindest gute Brut- und Jungwilddeckung.
Die Bejagung der Prädatoren hat im Herbst und Winter zu erfolgen. Wenn wir diese Aufgabe mit Passion betreiben, haben alle Bodenbrüter und auch die Junghasen eine gute Aussicht die kritische Aufzuchtzeit mit ihren hohen natürlichen Verlusten zu überleben.
