Auf Anregung des Wildmeisters a. D. Artur Amann
Ich werde in mehreren Berichten versuchen, die Hegeerfahrungen des Wildmeisters a. D. A. Amann in dieser Zeitschrift wiederzugeben. Ich bin der Meinung, dass ihr Wert auch heute noch unverändert wichtig für die Hege der Rebhuhn-, Fasanen- und Hasenbesätze in unseren Niederwildrevieren ist.
Ich zitiere Herrn Amann:
Am 1 April 1957 begann mein „Einstieg“ in die Berufsjägerlaufbahn mit einer zweijährigen „Forstlichen Ausbildung“. Am 1. April 1959 folgte für mich die Lehrzeit als Berufsjäger.
Diese Lehrzeit führte mich u. a. in ein überragendes Niederwildrevier im Münsterland.
In dem 3200 ha großen Revier wimmelte es förmlich von Niederwild, eine Folge der erheblichen, auch grenzüberschreitenden Hegebemühungen.
Wildäcker waren zu dieser Zeit, wegen der vorhandenen guten Deckung, kaum erforderlich.
Erstaunlich war, dass die wenigen Wildäsungsflächen mit mehrjährigen Bitterlupinen bestellt waren. Unsere Hoffnungen auf den Nutzen dieser Pflanze haben sich aber bis heute nicht erfüllt. Es überwiegt die Meinung, dass die mehrjährige Bitterlupine so gut wie nicht beäst wird. In meinem Ausbildungsrevier kam sie auf dem Wildacker „Feldschneise“ mitten im Feld vor. Am 1. April stand sie schon über 30 cm hoch und bot dem Wild eine hervorragende Deckung. Für Fasan, Rebhuhn und Co hat sich diese Deckung sehr gut bewährt.
Nahrung – Deckung – Schutz
Nahrung, Deckung und Schutz sind die Grundvoraussetzungen für jede Niederwildhege.
Wildäcker mit vielen Einzelparzellen, wie Topinambur, Furchenkohl, Zuckerrübe, Wildgeflügelmischung und der „Hasenweide“ erfüllten fast alle Ansprüche des Wildes in einem Niederwildrevier.
Darüber hinaus hieß für mich das Zauberwort „Lulup“ (Luzerne und Lupine). Beide Pflanzen lieferten über Jahre hinweg Nahrung, Deckung und Schutz des Wildes.
Draußen im Feldrevier haben wir Anfang Mai alle geeigneten Flächen gepflügt und saatfertig gemacht. Anschließend wurden, je nach Flächengröße, mehrere Parzellen für die „Lupinenhorste“ gekennzeichnet, und zwar mit Trassierband oder Hobelspänen. Die Größe der Horste durfte dabei 100 m² nicht unterschreiten. Bei Vorkommen von feuchten Stellen,
z. B. an Grabenrändern, bepflanzten wir kleine Horste mit Rhabarber. Sie spendeten zur Zeit der „Schafskälte“ den Hühnerküken Schutz vor Nässe und boten ihnen Insektennahrung auf der Blattunterseite. Die Horste selbst dienten durch ihr frühes Austreiben als Brutdeckung für das Wildgeflügel.
Die Flächen zwischen den Rhabarber- und Lupinenhorsten, säten wir mit der früh austreibenden und überragenden Luzerne ein.
Wie groß war der Saatgutbedarf?
Der Saatgutbedarf für die „Dauerlupine“ betrug für eine Fläche von 1000 m² = 3 kg und für „Luzerne“ bei gleicher Fläche = 4 kg. Der Bedarf an Rhabarber betrug 1 Pflanze / m².
Mit diesem Saatgut erzielten wir mehr als zufriedenstellende Ergebnisse. Ich kann Ihnen die damals erprobte Saatgutmischung für die Bestellung der Wildäcker nur empfehlen.
Amann Wildmeister a. D.
Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)