Bei der diesjährigen Wildbestandsaufnahme begegnete mir dieser Bock mit seinem ungewöhnlichen Kopfschmuck. Auf kurzer Distanz durfte ich den recht guten Vertreter seiner Art in allen Lebenslagen ablichten. Er befand sich mitten im Haarwechsel und war daher immer in Bewegung.
Sein Haupt krönte eine sehr gute linke Stange mit drei langen Sprossen. Rechts wurde nur eine verkümmerte winzige Gabel ausgebildet.
Er hat sich hier eingestellt, weil dieser Einstand im letzten Jahr durch Abschuss eines guten Bockes frei wurde.

Nun ist dieser Bock kein Jüngling mehr. Es wird sich bei ihm um einen mittelalten Rehbock handeln, den außergewöhnliche Umstände zwangen, seinen Einstand zu wechseln.
Das Gehörn weist auf eine Verletzung hin, die den Bock geschwächt und ihn offensichtlich für eine gewisse Zeit kampfuntauglich gemacht hat. Der Rehbock schonte auf keiner Seite, sodass ein Verkehrsunfall ausgeschlossen werden kann. Vor Jahren hatte ich einen ähnlichen Bock vor, der auf einer Seite eine halbhohe verkrüppelte Sechserstange trug. Diesen Bock, der sich über ein Jahr unsichtbar gemacht hatte, durfte ich nach seiner Erlegung in der Hand halten. In seiner Schädeldecke fand ich eindeutige Spuren einer Kampfverletzung.

Bei dem vorliegenden Bock wird es sich sicherlich um eine ähnliche Verletzung handeln, denn ein Bock wechselt seinen einmal eingenommenen Einstand nur, wenn er sich nichtmehr durchsetzen kann. Das geschieht in einem sehr hohen Alter, wenn sich bei ihm Schmerzen einstellen, oder nach einer starken Verletzung.

Wie dem auch sei, auf diesen Bock und die vor uns liegende Blattzeit darf man sich schon heute freuen.
Diese Aufnahme soll auch Sie, verehrte Leser, auf eine stimmungsvolle Bejagung des Rehbockes einstimmen.

Ihnen allen daher von meiner Seite ein aufrichtiges Waidmannsheil. Genießen Sie jeden Jagdtag und erfreuen Sie sich an Wildbret und Trophäe.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)