Die kleinen Dinge, rechts und links des Pirschweges, wecken in mir oftmals besondere Glücksgefühle.
Ich freue mich während der Sommermonate, auf lärmende Frösche, auf flirrende Libellen, auf gaukelnde Schmetterlinge, den roten Bock und vor allen Dingen auf die blühenden Trümmerblumen.
Die Trümmerblume oder auch das Waldweidenröschen sind zwei volkstümliche Namen für das schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium).

Die rosarote Pracht begegnet mir oft auf Waldlichtungen, Kahlschlägen, Sturmwurfflächen, an Waldwegen und an den Ufern der Gewässer. Am frühen Morgen, wenn die Blüten sich vom Tau befreien, leuchten sie besonders intensiv. Dann strahlen ihre Farben.  Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Blüten treffen, zeigen sie ihre ganze Schönheit. Bei Trockenheit und in der Hitze des Tages, verlieren sie dagegen die Intensität ihrer Leuchtkraft.

Die prächtigen Blumen haben eine grandiose Fernwirkung. Ihre Blüten öffnen sich nach und nach zur Spitze hin, während sie im unteren Bereich verblühen und dort die Samenbildung beginnt.
Das Schmalblättrige Weidenröschen kann viele tausend Samen bilden, die bis zu 10 Kilometer weit fliegen. Es besitzt ein ungeheures Verbreitungspotentials.

Die zu den Nachtkerzengewächsen gehörende Pflanze bildet eine Staude, mit einer Höhe von
60 – 120 cm. Sie blüht im Juli und August. Die Blüten sind Energietankstellen für Wildbienen, die die Larven in ihren Nestern mit den Pollen des Weidenröschens versorgen.

Des Nachts werden die Trümmerblumen von vielen Nachtfaltern besucht. Sie dienen den Raupen dieser Falter als Futterpflanzen.
In Deutschland handelt es sich bei dem Schmalblättrigen Weidenröschen um eine einheimische Pflanze, die weder gefährdet ist noch geschützt wird.

Gerade weil sie nicht selten ist, in Mengen auftritt und eine enorme Farbintensität besitzt, gehört sie für mich zu den schönsten Erscheinungen des Sommers. Ihre Blütenpracht ist für mich der Sommer schlechthin.

Gerd Tersluisen

Quellen: „Was blüht denn da?“ Verlag Kosmos