„Einmal Jäger, immer Jäger!“

„Einmal Jäger, immer Jäger!“ Dieser geläufige Spruch leitet viele altgediente Jagdfreunde durch ihr gesamtes Jägerdasein. Irgendwann ist aber Schluss mit der wilden Hatz. Lassen Sie es nicht darauf ankommen, dass man Sie auf den Hochsitz trägt und Ihnen aus purer Freundschaft in allen Lagen geholfen wird. Ja, es ist sehr ehrenwert, wenn Jagdfreunde zu solchen Zeichen aufrichtiger Freundschaft in der Lage sind. –  Und das sind sie. Es muss aber auch jeder erkennen, dass es an der Zeit ist sich bei körperlichen Gebrechen rechtzeitig von der aktiven Jagd zu verabschieden. Es darf nicht so weit gehen, dass das Wild oder auch nur ein einziger Mensch durch einen uneinsichtigen Jäger gefährdet werden.

Ich spreche hier aus eigener Erfahrung.

Nach Überschreitung meines 65 Lebensjahres bekam ich einen Alterstremor in beiden Händen. Insofern ist das nichts Besonderes. Wenn mir da nicht zwei unsaubere Schüsse auf 40 kg schwere Frischlinge die Auswirkungen meiner körperlichen Beeinträchtigung deutlich vor Augen geführt hätten. In beiden Fällen wurden ca. 400 m lange Nachsuchen erforderlich. Ich konnte dem befreundeten Schweißhundeführer noch nicht einmal bei der Suche in hereinbrechender Nacht folgen. Das Wild hatte durch meine Krankheit zu leiden und das durfte nicht sein. Ich entschloss mich daher von heute auf morgen die heiße Jagd, nach 53 Jahresjagdscheinen, zu beenden. Natürlich schmerzte es sehr. Vor allen Dingen die Abgabe meiner Waffen war psychisch nicht einfach. Ich konnte allerdings den Schwiegersohn eines sehr guten Jagdfreundes, der gerade seine Jägerprüfung absolviert hatte, mit meiner kompletten Ausrüstung unterstützen und erfreuen.

Körperlicher Nachweis in NRW


In NRW haben wir bei der Verlängerung des Jagdscheines körperlich zu erscheinen. Einige Behörden verlangen dieses „Körperliche Erscheinen“, andere wiederum nicht. Hier scheint der Gesetzgeber offensichtlich schlampig gearbeitet zu haben.
Das dieses „Körperliche Erscheinen“ beim Abholen des verlängerten Jagdscheines sehr sinnvoll ist, durfte ich bei der Einlösung meiner letzten drei Jahresjagdscheine erfahren.
Auf dem Parkplatz des für uns zuständigen Kreishauses fiel mir ein grün gekleideter Mann auf, der auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude hin und her pendelte. Seine Schritte waren unsicher und beide Hände zitterten auffallend.
„Wie man so einen alten Herrn allein ins Kreishaus schicken kann. Der ist nicht in der Lage sein Fahrzeug zu steuern“, schoss es mir durch den Kopf. „Der kann sich doch kaum selbst helfen. Der leidet sicherlich an Parkinson.“
Ich hatte noch auf einer anderen Behörde zu tun und langte eine halbe Stunde später bei der unteren Jagdbehörde und dem mir angegebenen Zimmer ein. Dort wartete ich auf dem Flur und vernahm immer wieder erregte Worte, die aus dem Dienstzimmer drangen. Plötzlich ging die Tür auf und der mir schon auf dem Parkplatz aufgefallene Mann kam schimpfend aus dem Raum. „Das ist doch reine Schikane“, rief er mir zu. „Mein Zittern in den Händen kommt doch nur von den Medikamenten. Jetzt benötige ich vom Arzt eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. –  Das ist doch reine Schikane!“, so sprach er und wankte langsam dem Ausgang entgegen.
Dieser Fall führte mir recht deutlich vor Augen, dass das „Körperliche Erscheinen“ bei der Verlängerung des Jagdscheines sehr vernünftig ist und beibehalten werden sollte. Wenn hier rechtliche Probleme dieses Erscheinen aushebeln, müssen die Verwaltungsvorschriften, eventuell auch die Gesetze, geändert werden. Es gibt viele unter uns die nicht aufhören können. All denen rufe ich zu:“ Lasst endlich auch einmal die Jungjäger ran. Wir haben genug gejagt, wir haben ein reiches Jägerdasein hinter uns!“

Meine Empfehlung

Ich kann nur dringend empfehlen, sich und seine Gesundheit immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, damit es nicht durch die eigenen körperlichen Probleme zur Qual eines Wildtieres, oder zur Gefährdung auch nur eines Mitjägers kommt. Aber, diese Entscheidung muss jeder für sich treffen.

Übrigens: Ich bin heute noch sehr aktiv. Ich jage mit der Kamera, bin Mitglied des Hegeringes, gehöre seinem Vorstand an, mache Öffentlichkeitsarbeit, arbeite waldpädagogish mit Kindern, gebe Laut im Wildhüter und…habe noch immer die gleichen Freunde wie ehedem.
Ich bin auch ohne Waffen noch  immer ein Jäger.

Waidmannsheil Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)