(Vortrag Seeben Arjes im Kloster Steinfeld am 09. April 2022)
Herr Seeben Arjes hielt am 09. April 2022 im Kloster Steinfeld einen bemerkenswerten Vortrag, der durch seine ungewöhnliche Form jeden Zuhörer beeindruckte.
Beim Studium des genauen Textes in Schriftform erkennt der Leser jedoch, dass hier ein Meister der suggestiven Einflussnahme das Wort führte.
Erlauben Sie mir bitte aus diesem Grunde eine etwas längere Stellungnahme zu den einzelnen Passagen seines Vortrages, denn das Gesagte kann so nicht im Raum stehen bleiben.
Aus dem Leben eines Schweißhundeführers.
Das Herr Arjes aus seinem Leben als Schweißhundeführer berichtete und dabei auch Zahlen nannte, war schon sehr bemerkenswert. Ob seine Darstellungen nun richtig oder falsch sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Jeder Zuhörer oder Leser erkennt aber die schwierigen Situationen, in denen sich die Führer eines Schweißhundes während ihrer Arbeit befinden. Ihr Einsatz ist nicht hoch genug zu bewerten. Ihre physische und psychische Belastung überschreitet oft die Grenzen des Vorstellbaren.
Deshalb sei ihnen allen an dieser Stelle noch einmal gedankt.
Das Waidmänner aber am sterbenden Stück jubeln, kann ich nicht nachvollziehen.
Ich habe nunmehr ein sechzigjähriges Jägerleben hinter mir, davon durfte ich dreiundfünfzig Jahre mit scharfer Waffe jagen. In den 53 Jahren habe ich einige Nachsuchen von Jagdfreunden begleiten dürfen und konnte nur erleben, dass die Verursacher der Nachsuche am Stück mit ihren Nerven am Ende waren. Sie zitterten und konnten nur noch stammeln: „Gott sei Dank, dass wir das Stück gefunden haben. Das hätte ich nie für möglich gehalten“. Vom Jubel, keine Spur.
Bezahlte Werbung für die Jagd
„Eine bezahlte Werbung verkündete, Jagd sei von nun an jung und weiblich.
Das wirkte tatsächlich. Die Jagd wurde blonder.“ Zitat aus dem Vortrag.
Ich meine, dass der Autor hier einen großen Schritt zu weit gegangen ist.
Die Jagd wird tatsächlich weiblicher. Blond (dumm und borniert) war sie vorher. Nun wechselt sie die Farbe. Sie wird brünett. Und das ist gut so.
Ich durfte mein Leben lang mit Damen jagen. Alle stammten aus Jägerfamilien, verbrachten schon als Kinder jedes Wochenende in der elterlichen Jagd und waren selbstverständlich Jäger. Sie begrüßten sich mit „Waidmannsheil“ und nicht mit „Waidfrausheil“
Mit Ihnen, den Töchtern und den Ehefrauen, jagte ich lieber als mit vielen niveaulosen Jägern des männlichen Geschlechtes.
Während Männer in der gesamten Evolution immer stärker, besser und reicher werden mussten, um in ihrer Hackordnung eine besondere Stellung einzunehmen und ihre Gene weitergeben zu können, hatten Frauen diese Probleme nur mit ihrem Äußeren. Männer tragen ihre Kontoauszüge, oder was sie dafürhalten, immer gut sichtbar vor sich her. Das ist nun mal so.
Die Entwickelung der Frauen führte, aufgrund ihrer natürlichen Aufgaben, zu einem völlig anderen Verhältnis in Sachen Leben und Tod. Frauen kennen die maximal von ihnen beherrschte Schussentfernungen, sie kennen auch die Dreipunktauflage beim Schießen, sie fördern das korrekte Miteinander unter den Jägern und sie kritisieren offen alle Fehlleistungen ihrer Mitjäger. Sie kennen kein omer.ta, kein Schweigegelübte der Maffia. Sie jagen so, dass Nachsuchen weitestgehend vermieden werden. Sie gehen so gut wie nie jagdlich ein Risiko ein. Sie wirken disziplinierend.
Daher wirkt sich ein höherer Frauenanteil nur positiv auf die Jagd aus. Das dieser Anteil sich deutlich erhöht, zeigen die Anmeldezahlen bei der Jungjägerausbildung.
Kill for cash.
Zitat aus dem Vortrag.
„ Wir verkaufen alle Hirsche gegen Geld. Ihr Fleisch für 400 €, ihr Leben für das 10-fache.“
Ende des Zitates.
Ich frage mich, was daran so verwerflich ist? Gegen Geld werden auch alle Jagden verpachtet. Ist denn das kein „kill for cash“?
Der angegebene Preis gilt doch nur für Hirsche der Klasse 1, nicht für alle Hirsche und davon gibt es selbst in sehr guten Rotwildkernrevieren nur 2 – 4 die jährlich freigegeben werden. Alle anderen vermarkteten Stücke sind wesentlich preiswerter.
Was ist daran zu kritisieren, wenn ein Jäger(in), ob jung oder alt, eine Rehbockpirsch, die Erlegung eines Schmalrehes, eines Kalbes, eines Schmaltieres, eines Durchforstungshirsches, oder eines Überläufers erwirbt? Das sind kleine Summen, aber Summen mit einem hohen Erlebniswert. Und nur darauf kommt es an.
Die wenigsten Jäger(innen) können mit den Protzpreisen vieler Reviere mithalten. Auch fehlen ihnen oftmals die zeitlichen Möglichkeiten, die eine Pacht voraussetzt. Für diese
Jäger (innen) ist dann eine solche bezahlbare Gelegenheit genau das Richtige.
Natürlich gibt es Auswüchse. Ich sagte schon vorher, dass einige Herren stets bemüht sind, mit finanziellen Mitteln Ihre Stellung in der Hackordnung der Jäger zu festigen.
Wenn in Bulgarien im Jahre 2005 ein Weltrekordhirsch gestreckt wurde, den man vorher in einem österreichischen Gatter erworben hat, wenn ein belgischer Jäger schon über 1000 (eintausend) Böcke der Goldmedaillenklasse erlegen durfte und der „fünfte Monsterbock“ eines „armen Dänen“ innerhalb einer Woche gezeigt und all diese Taten auch gefilmt wurden, handelt es sich um unverzeihliche Auswüchse, denen man zumindest mit Verachtung begegnen sollte. Die Anwesenheit eines Filmemachers spricht jedenfalls für sich.
Wenn ein vierzigjähriger Jäger „voller Passion“, innerhalb von 14 Tagen sieben Kaffernbüffel niederknallt und auch diese Taten filmisch begleitet wurden, sollte man doch darauf achten, dass sich solche Herren nicht als „Waidmänner“ bezeichnen, noch nicht einmal als „Jäger“. Die Würde der von ihnen erlegten Tiere wurde jedenfalls nicht geachtet, ja, sie haben diese Würde einfach nicht gesehen und erkannt. Die angebotenen Jagdfilme sollte man ignorieren.
Ein Satz des Vortrages hat mir besonders gefallen.
Ich zitiere:
„Menschen, die im Tier keine Würde sehen, haben auch selbst keine. Keine Würde zu haben ist nicht strafbar, sondern Pech im Elternhaus.“
Treffender kann man es auch nicht ausdrücken.
Öffentlichkeitsarbeit
Der Vortragende war für die Öffentlichkeitsarbeit der Jäger (innen) zuständig.
Ich zitiere:
„Als Saulus noch Öffentlichkeitsbeauftragter für die Jägerschaft war, hat er der Öffentlichkeit im April gesagt: Wir edlen Jäger retten das Jungwild. Das sollte unser Image verbessern.
Er hat der Öffentlichkeit nicht gesagt, dass wir das Jungwild 3 Monate später lustvoll erschießen oder durch unseren Hund erwürgen. Das hätte unserem Image geschadet.“
Endlich erfahre ich, woher unsere Gegner diese Argumente haben.
Sollen wir etwa auf die Rettungsaktion verzichten und dem Lohnunternehmer die Arbeit des Gevatters überlassen. Wollen wir die Wildtiere durch die Maschinen zerfetzen lassen? Ich habe jedenfalls schon ein klagendes Kitz ohne Läufe erlebt. Die Jagdmethode des Erwürgens von Kitzen durch unsere Hunde ist mir in sechzig Jahren nicht begegnet und das lustvolle Erschießen der Kitze drei Monate später ist mir völlig unbekannt. Wo jagte der Vortragende denn?
Das einige Kitze erlegt werden müssen, steht doch sicherlich außer Frage. Sie werden in der Regel im Spätherbst oder dem frühen Winter erlegt. Einem Jäger ist jedenfalls das Erlegen solch kleiner Kitze, zu Beginn der Jagdzeit, ein Graus.
Hier wird die Methode der suggestiven Einflussnahme auf die Spitze getrieben.
Bambi, der Knaller von Walt Disney
Bambi, der Superknaller von Walt Disney war hier offensichtlich das große Vorbild des Vortragenden. Auch dort wurde das Kalb eines Weißwedelhirsches, nennen wir es ruhig Kitz, zur suggestiven Einflussnahme missbraucht. In allen möglichen Szenen wirkte sein Augenaufschlag einnehmend auf jeden Betrachter. Um die Wirkung zu steigern, trug das Kitz selbst im Winter noch Kälberflecken und blieb so klein, wie kurz nach seiner Geburt. Das Kindchenschema wurde hier in allen Belangen bedient. Ihm gegenüber standen die Jäger, mit den zähnefletschenden und tobenden Hunden, die dem Kitz nur an die Decke wollten.
Nein, mit solch durchschaubaren Mitteln sollte man nicht an die Öffentlichkeit treten.
Man sollte nicht Dritte für seine Belange als williges Werkzeug einsetzen,
Wir Wildhüter und viele Jäger suchen lieber eine direkte und klare Sprache. Wir sprechen alle Mängel deutlich an und versuchen so unsere Ziele zu erreichen. Wir informieren keine Außenstehenden mit gezinkten Infos, Außenstehende die dann für uns die unangenehme Arbeit erledigen.
Ich empfehle nur allen Lesern die Internetseiten des Vortragenden zu besuchen. Bitte lesen sie auch die Kommentare. Glauben Sie mir, es lohnt sich.
Auch ohne diese Methoden haben die Wildtiere, aber auch die meisten von uns, eine Würde
Wir Wildhüter(innen) und auch viele Jäger(innen) sehen uns, wie der Vortragende, als Anwälte der Wildtiere, nicht nur des Wildes. Dadurch hat die Jagd auch etwas mit Naturschutz zu tun. Unsere Ziele sind dabei die Gleichen wie die des Vortragenden, unsere Wege dahin unterscheiden sich allerdings gewaltig.
Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)