Die Feinde der Jagd in unseren Reihen

Goldene Ähren auf dem Feld, in den Händen eines Mannes

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser, meinen Waidmannsgruß vorab.

Die Kommerzialisierung der Jagd schreitet mit großen Schritten voran. Ein Geradezug -Repetierer mit Kunststoff – Lochschaft und sündhaft teurem Zielfernrohr, soll die „Feuerkraft“ (militärischer Ausdruck, von der Jagdwaffenindustrie genutzt) unserer Waffen erhöhen und den jagdlichen Erfolg garantieren. Das Handwerkzeug der Jäger erinnert mittlerweile eher an Spezialausrüstungen der Bundeswehr als an eine sinnvoll durchdachte Jagdausrüstung. Man läuft doch schließlich nur noch in Flecktarnung durchs Revier und dazu passt nun mal keine Waffe mit Holzschaft.

Aber, der heutige Jäger ist für solche Dinge offensichtlich sehr empfänglich und lässt die Kassen der Industrie mächtig klingeln. Hauptsache jeder Jagdkollege erkennt, welches finanzielle Potential in einem steckt. Das festigt die Rangordnung in unserem „Hühnerhof Jagd“ ganz gewaltig.
Man erkennt die Macht und Ignoranz der Industrie besonders gut an ihrem Umgang mit der Nachtzieltechnik. Obwohl selbst der Besitz dieser neuen Technik bei uns verboten war, wurde sie auch unter den Augen unserer jagdlichen Vertreter auf Messen angeboten und halboffen verkauft. –  ASP, eine Krankheit des Schwarzwildes, die außer an der polnischen Grenze, im Osten Deutschlands, bisher nur in Belgien aufgetreten ist (wie kam sie wohl dahin?), musste als Türöffner zu einem 600 Mill. € – Geschäft herhalten. Dafür lohnt es sich, zuerst mit Sondererlaubnis zur Bekämpfung der ASP die Nachtzieltechnik einsetzen zu dürfen und, noch ehe die Krankheit uns erreicht hat, diese Sondererlaubnis wieder zu kippen und das Schwarzwild mit der neuen Zielhilfe ganzjährig legal zu bejagen.
Damit wurde die Tür für die Nachtjagd auf alle Wildarten geöffnet.

Offensichtlich muss man ein Gesetz nur massenhaft missachten, damit es in Deutschland, im Sinne der Gesetzesbrecher, geändert wird.

Das jagdliche Wissen unserer jungen Kollegen hat sich aber nicht wesentlich verbessert. Fragen sie einmal den Super-Express-Jungjäger, aus einem Schnellkurs, nach jagdlichem Grundwissen. Ich habe das einmal getan und war erschüttert. Diese Leute, die sich sofort eine „jagdliche Kampfausrüstung“ zulegen, übertünchen offenbar ihr mangelndes Wissen mit einer erhöhten „Feuerkraft“. Sie gibt ihnen Festigkeit und ist ein Zeichen von Stärke.
Ob diese „Jäger“ ihr Handwerkzeug beherrschen, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe da allerdings meine Zweifel.
Übrigens: Auch in der Vergangenheit gab es genau solche Jäger. Die trugen aus gleichen Gründen wahre waffentechnische Schmuckstücke ins Revier und beeindruckten mit ihnen ihre Jagdkollegen gewaltig. Die Waffen waren viel zu teuer und zu empfindlich, als dass man sie und ihre Besitzer öfter im Jagdbetrieb antraf.
Ja, man konnte mit den genannten Schmuckstücken auch jagen. In meinen Augen handelte es sich bei diesen Waffen allerdings um reine Geldanlagen, die ihr Dasein in verzierten Waffenschränken fristeten.
Diese Jäger besaßen ebenfalls kein jagdliches Wissen und benahmen sich bei Gesellschafsjagden oft völlig daneben.
Ich denke da an einen Herrn mit sündhaft teurer Flinte, der einen Hasen nicht abfangen konnte und sich im weiteren Verlauf des Treibens auf den zappelnden und klagenden Mümmelmann stellte. Meine heutige Frau brüllte ihn damals an und stellte ihn bloß. Das half. Den Herrn sahen wir nicht mehr wieder.

Erntezeit des Jägers

Die herbstliche Erntezeit, die Hauptjagdzeit des Jahres liegt vor uns. Rotwild, Damwild, Sauen, Muffel-, Sika- und Rehwild werden bejagt. Es stehen die Einladungen zu Treib- und zu Drückjagden vor der Tür.
Haben Sie in diesen Tagen einmal wieder den Schießplatz besucht?
Ein solcher Besuch ist für uns zwingend. Der Jäger muss sein Handwerkzeug blind beherrschen, um Unfälle zu vermeiden und dem Wild Leiden zu ersparen.
Denken Sie immer daran, Sie können den Drückfinger auch gerade lassen.
Bringen Sie das Wild zum Verhoffen. –  Angrunzen, Anschrecken oder Mahnen, sind ein probates Mittel dazu. Glauben Sie mir, das hilft tatschlich.

Und dann ist da noch die Jagd auf unser Raubwild. – Mausepfeife, Vogelangstruf, Kaninchenruf und Hasenquäke können erfolgreich eingesetzt werden und bringen uns viele jagdliche Freuden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen besinnliche Jagdtage, ein kräftiges Waidmannsheil, einen ruhigen Jahreswechsel und viel Gesundheit im neuen Jahr.

Ihr Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)

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