Bild einer Wald-Ziest-Pflanze vor schwarzem Hintergrund

Am 04.06.2023 saß ich mit meinem Ansitzklappbock gut getarnt an einem Waldweg und passte auf einen Bock, der dort wechselte. Um es kurz zu machen, bis auf zwei Mäuschen, die regelmäßig über den Weg flitzten und einen singenden Zaunkönig sah ich nichts. So ist es mal bei der Jagd. Mal klappt es, mal eben nicht.

Am Ende des Ansitzes rollte ich mein Tarnnetz zusammen, band es an meinen Klappbock, warf mir meinen Sitzstock über die Schulter und pirschte langsam zu meinem Fahrzeug, das ich an dem Knie eines Fahrweges geparkt hatte. Dieser Fahrweg lag mitten in einem kleinen Waldstück, einem Busch wie wir hier allgemein sagen.

Beim Verstauen meines Equipments fiel mein Blick auf einen Brennnessel-Horst am Wegesrand. Aus den gut achtzig Zentimeter hohen Pflanzen ragten mehrere Blüten, wie die der Taubnessel, heraus. Das machte mich stutzig. Das konnten doch keine Taubnesseln sein. Schnell lief ich zu den Brennnesseln und bewunderte die Lippenblütler, mit ihren rosa-braun schimmernden Blüten und der gemusterten Unterlippe. Sie standen auch noch im frühen Gegenlicht. Besser ging es nicht. Das musste fotografiert werden. Und schon rasselte meine Kamera.

Der Wald-Ziest

Zu Hause schnappte ich meine Bestimmungsbücher und fand die Pflanze sofort. Der Wald-Ziest blühte da vor mir. Ihn habe ich bislang, obwohl er nicht selten ist, immer übersehen.
Die Blätter dieses Lippenblütlers ähneln sehr stark denen der Brennnessel. Darum ist mir diese Pflanze noch nie aufgefallen.

Stängel und Blätter sind behaart, stechen aber nicht. Die Blütenstiele stehen sich gegenüber, sie sind gegenständig. Viele, meist 6-blütige Quirle, mit feinen Blättern, findet man locker übereinander am Ende der Blütenstiele. Die Pflanze ist weit verbreitet. Sie kommt in Wäldern, Gebüschen, Waldquellen und auf Waldwegen vor. Auf feuchten bis nassen, nährstoffreichen Böden, an halbschattigen bis schattigen Standorten, findet man sie. Der Lippenblütler gehört zu den wenigen Blütenpflanzen, die auch im schattigen Wald blühen. Bleiben Bestäuber aus, bestäubt sie sich selbst.

Als Eselsbrücke zum Merken dieser Pflanze mag folgender Spruch dienen:

 „Wenn Du in den Wald ziehst, siehst Du oft den Wald-Ziest.“

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)

Quelle: Was blüht denn da? –  Verlag Kosmos

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