Eine der eindrucksvollsten Beobachtungen im Tierreich ist der Paarungstanz der Höckerschwäne.
Höckerschwäne werden mit zwei Jahren geschlechtsreif. Sie suchen sich im Herbst einen Partner, dem sie bis zu ihrem Lebensende die Treue halten. Im Frühjahr beginnt das Absichern ihres Territoriums. Dabei werden die großen Wasservögel recht aggressiv und vertreiben ihre Jungvögel des Vorjahres und alles, was in etwa nach Schwänen aussieht. Die Schwäne gehen dabei vereint vor. Sie treiben oft ihren Gegner in eine Bucht und stürzen sich mit Schnabelhieben auf ihn. Dabei trampeln sie auf dem völlig verstörten Jungschwan herum und verprügeln ihn mit Flügelschlägen.
Die einzige Rettung des Vogels ist seine Flucht. Der Jungschwan kommt aber noch einige Male zurück. Offensichtlich kann er nicht begreifen, was hier vorgeht. Das Spiel wiederholt sich, bis er seine Lektion gelernt hat.


Bei der Verfolgung von Gegnern stellt der Schwan seine Flügel auf, um noch größer zu erscheinen. Er macht durch kraftvolles Rudern eine imposante Bugwelle. Daher kommt auch bei uns der Spruch: “Mach doch keine Welle“. Ihn benutzen wir oftmals, wenn sich jemand lautstark erregt.
Schwäne bauen ihr ungeordnetes großes Nest am Rande eines Gewässers.
Nein, kunstvoll ist das Bauwerk nicht. Es besteht aus Schilfstielen, die der männliche Schwan abreist und vor den Nistplatz seiner Schwanendame ablegt. Sie nimmt das Material auf und schichtet daraus ihr Nest, das im Inneren mit nassen Wasserpflanzen und Daunen ausgepolstert wird.
Fünf bis acht Eier legt der Schwan.
Der Paarungstanz
Bevor es dazu kommt, zeigen diese majestätischen Vögel ihren Synchrontanz. Bei diesem Tanz führen beide Schwäne absolut spiegelbildliche Bewegungen zur gleichen Zeit aus.
Sie schwimmen nebeneinanderher. Dann tauchen sie rhythmisch ihren Kopf ins Wasser. Der Kopf verlässt anschließend das Wasser und wird zum Partner gedreht. Dann wird er der entgegengesetzten Seite zugewandt. Die Hälse berühren sich gleichzeitig. Dieses Spiel wiederholt sich einige Male. Anschließend kommt es zur Begattung die, wie bei vielen Wasservögeln, einer Vergewaltigung ähnelt. Der weibliche Schwan wird dabei vollständig unter Wasser gedrückt.
Nach dem Ende dieses Aktes berühren sich die gegenüberstehenden Schwäne mit ihren Schnäbeln und stoßen mit den Brüsten gegeneinander. Durch die herabgedrückten Schnäbel und die gekrümmten Hälse bildet sich ein großes Herz. Das Schwanenherz. Damit bekunden sich beide Partner offensichtlich ihre Treue.
Die Schwanendame brütet erst einige Male erfolglos, ehe die erste Brut gelingt. Sie muss Erfahrungen sammeln.
Beide Partner führen ihre Gössel gemeinsam.
Ein anmutiges Bild
Das anmutige Bild der Schwäne hat dazu geführt, dass dieser Vogel oft als Parkvogel gehalten wurde. Er ist mittlerweile überall bei uns ein echter Wildvogel.
Ich warne jeden Hundebesitzer, seinen Hund in der Nähe von brütenden oder hudernden Schwänen ins Wasser zu lassen. Ich durfte selbst beobachten, wie ein entsetzter Hundebesitzer seinen klagenden Schäferhund schnell an der Halsung aus dem Wasser zog, um ihn vor den wütenden Angriffen des Schwanenvaters in Sicherheit zu bringen. Ja, mit diesen großen bis zu 13 KG schweren Vögeln ist nicht zu Spaßen.
Schwäne im Winter
Im Winter leben die Schwäne sehr gesellig. Sie liegen in großen Trupps auf dem Wintergetreide und schlagen sich dort die Mägen voll. Die großen, mit pfeifenden Fluggeräuschen fliegenden Vögel wirken bei Bewegungen im Wasser sehr elegant, an Land aber äußerst plump. Ihre langen Hälse ermöglichen ihnen, selbst noch in einer Wassertiefe von 1,35 m Wasserpflanzen aufzunehmen. Damit erschließen sie sich Nahrungsquellen, die den Schwimmenten verschlossen bleiben.
Um ihren Tanz einmal zu beobachten, sollte man in der Paarungszeit, von April – Mai, die Stunde nach Sonnenaufgang nutzen. Nach meinen Erfahrungen ist der Erfolg dann garantiert.
Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)
Quelle: Enzyklopädie der europäischen Vogelwelt, Tosa-Verlag.
Bildnachweis:
- Höckerschwan: Gerd Tersluisen
- Höckerschwäne: Gerd Tersluisen