„In der Blattzeit habe ich etwas Besseres zu tun, als Füchse zu bejagen!“, wird der eine oder andere sagen und beim Lesen der Überschrift verständnislos den Kopf schütteln.

Sie haben aber richtig gelesen.

Wenn Sie zur Bejagung des roten Bocks den Rehruf einstecken, sollte die Karnickelquäke (Vogelangstruf) nicht vergessen werden. Beide sollte man mitnehmen und mit beiden hat man bei richtiger Anwendung auch großen Erfolg.

Während der Blattzeit gilt es den alten Bock zu strecken, der Ihnen bislang erfolgreich aus dem Wege ging. Um ihn mit den Tönen einer brunftigen Ricke aus seiner Deckung zu locken, pfeifen wir ein besonderes Konzert unterschiedlichster Töne und verteilen sie dabei in alle Himmelsrichtungen.
Ich habe während der letzten siebzehn Jahre eine feste Reihenfolge beim Rufen der Rehe eingehalten. Die Reihenfolge entnahm ich dem Sonderheft „Blattjagd von A – Z“, herausgegeben von „Pirsch“, „Rheinischer Jäger“ und „Unsere Jagd“. Mit dieser Anleitung von „Erich Marek“, einem der bekanntesten Jagdfotografen Deutschlands, bin ich stets bestens gefahren. Ich kann sie nur empfehlen. An dieser Stelle folgen einmal die Serien meines Rufkonzertes.

1. Standort-Fiep

Ich beginne immer mit dem Standortfiep, das ist ein kurzer verhaltener Fiep-Ton, der in alle Himmelsrichtungen gesetzt wird. Von diesem Fiep-Ton sende ich nur eine Serie von drei bis vier Tönen ins Revier.
Oftmals springt schon jetzt ein Bock, der in der Nähe liegt. –  In der Regel erscheinen nach diesem Fiep allerdings junge Böcke.

2. Ricken-Fiep

Nach einer Pause von 15 Minuten folgen drei bis vier Serien tiefer Pia-Laute, dem eigentlichen Brunftruf der Ricke. Eine Serie besteht dabei aus vier bis sechs Pia-Lauten, die wiederum in alle Himmelsrichtungen abgesetzt werden. Zwischen den einzelnen Serien wird eine dreiminütige Pause eingelegt.
Nach der letzten Serie folgt wiederum eine fünfzehnminütige Konzertpause, um dann mit dem „gewollten Treiben“ fortzufahren.

3. Gewolltes Treiben

Dieses „Gewollte Treiben“ besteht aus kurzen und verhaltenen Fiep-Lauten, mal leiser, mal lauter, unterbrochen von kurzen Pfiju-, Pfija- und Pfijä-Lauten.
Auch von diesen Tönen sende ich drei bis vier Serien a` vier bis sechs Töne in die Juli- bzw. Augustluft mit Zwischenpausen wie beim Ricken-Fiep.
Ihnen folgt ebenfalls eine ca. fünfzehnminütige Konzertpause.

4. Sprengfiep

Wenn der Bock sich bis dahin noch nicht gezeigt hat, folgt nunmehr der Sprengfiep.

Der Sprengfiep besteht aus einer Serie von aggressiven Fiep Lauten, mal leise, mal sehr laut, unterbrochen von kurzen fordernden Pfiju-, Pfija- und Pfijä-Lauten. Auch diese Laute werden in alle Himmelsrichtungen vorgetragen.
Maximal zwei Serien mit einer Pause von je zwei Minuten, entlocke ich meinem Rehruf.
Danach herrscht eine mindestens einstündige Wartezeit. Am Ende dieser Wartezeit kamen schon alte müde Böcke, die sich kaum noch auf den Läufen halten konnten. Sie schlichen vorsichtig heran und fanden punktgenau den Standort der rufenden Ricke. Dort taten sie sich im hohen Gras nieder, schonten ihre Läufe und versuchten mit ihren Lauschern und dem Windfang die rufende Ricke zu orten.

Jungfüchse reizen

Und nun kommen die Jungfüchse ins Spiel. In den jeweils ca. fünfzehnminütigen Konzertpausen kann man Jung-Reineke mit der Karnickelquäke (Vogelangstruf) eine leicht zu erreichende Beute versprechen. Die Füchse sind noch unerfahren. Wenn sie in der Nähe sind, stehen sie sofort zu. Niemals ist es so einfach Füchse zu bejagen. Wenn Sie meinen, Sie würden mit dem Schuss auf Reinicke ihren Bock vergrämen, kann ich Sie beruhigen. In meinem Jägerleben habe ich schon mehrfach Füchse in diesen Rufpausen erlegt. Dabei gelang mir einmal sogar eine Dublette. Ich blieb sitzen und habe die erlegten Füchse liegen lassen. Der Rehbock sprang trotzdem auf mein Konzert. Er wurde durch meine Schüsse auf Reinicke nicht vergrämt.

Verpflichtung zur Bejagung der Prädatoren

Als Jäger hat man die Verpflichtung zur Bejagung der jagdbaren Prädatoren, besonders unserer Füchse. Vergleiche des Bruterfolges unserer Wiesenvögel auf dem Festland, mit dem auf unseren fuchsfreien Nordseeinseln ergab, dass auf den Inseln ein um 90 % höherer Erfolg messbar war. Selbst der NABU stellt diese Zahlen nicht mehr in Frage. Auf seinen Flächen übt er intensiv die Fallenjagd aus und sperrt ganze Wiesen mit Elektrozäunen ab. So schützt er die brütenden Wiesenvögel vor dem Hauptprädator Fuchs. Bei Gesprächen mit Mitarbeitern unserer BIO-Stationen werde ich immer wieder gebeten, mich mit meinen Jagdfreunden intensiv um den Fuchs zu kümmern. Es hat hier offensichtlich ein Umdenken stattgefunden.

Versuche Sie also mit der Kaninchenquäke (Vogelangstruf) Reinicke in den Blattpausen auf den Balg zu rücken.

Glauben Sie mir, es lohnt sich, es bring viel jagdliche Freuden und hilft unserem Niederwild und den Wiesenvögeln.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)

Bildnachweis:

  • Fuchs: Gerd Tersluisen
  • Rehbock: Gerd Tersluisen
  • Fuchs: Gerd Tersluisen