Das Rotkehlchen, Vogel des Jahres 2021

Wenn die Sonne nach dem Vergolden der Fichtenstämme feurig rot ihren sommerlichen Tageslauf beendet, tönt aus einem dichten Gebüsch im Stadtpark ein silberhelles, zwitscherndes Lied. Ein zierliches Vögelchen mit rotem Latz und hängenden Flügeln huscht unter tiefen Bücklingen von Zweig zu Zweig und beobachtet uns mit großen, glänzenden Äuglein aus nächster Nähe. Nochmals spinnt es sein der Abendstimmung im Park so harmonisch angepasstes Liedchen und huscht in das schützende Gesträuch.

Das Rotkehlchen hören wir das ganze Jahr über, selbst im Winter, denn viele von ihnen bleiben auch im Winter bei uns. Die Plätze der fortgezogenen Vögel werden oftmals von Rotkehlchen aus dem Osten eingenommen, die diese Plätze im Spätwinter wieder verlassen und an die zurückkehrenden Zugvögel abtreten. Es nimmt im Winter gerne übriggebliebene Beeren und krabbelnde Insekten aus Laubstreu, besucht aber auch die Futterhäuschen in unseren Gärten. Dort zeigt es sich ziemlich rabiat ihren Artgenossen, aber auch anderen „Mitessern“ gegenüber. Mit Aufnahmen wurde belegt, wie Rotkehlchen selbst Mäuse aus dem Futterhaus vertrieben. Mit Futter und viel Geduld kann man sie sehr leicht auf die eigene Hand locken. Ein einmaliges und großartiges Erlebnis.
Nach der Rückkehr der Rotkehlchen im März, beginnen die Weibchen mit dem Nestbau.

Das gut zwischen Steinen, unter Baumwurzeln, in Reisighaufen, seltener auch in Baumstumpfhöhlungen verborgene Nest aus Wurzeln und Halmen, ist mit feinen Pflanzenteilen und Tierhaaren ausgepolstert. Seine fünf Eier bebrütet das Paar dreizehn bis vierzehn Tage lang. Beim Füttern ihrer Jungen mit Insekten, ihren Larven und Spinnen, hilft auch das Männchen. Nach zwölf Tagen verlassen die Jungen das Nest, sind aber zu dieser Zeit noch flugunfähig. Sie halten sich am Boden versteckt. Dorthin bringen die Eltern das Futter.

Der Naturschutzbund Deutschland und der Landesbund für Vogelschutz Bayern, haben die Wahl zum „Vogel des Jahres“ im Jahre 1971 initiiert und in jedem folgenden Jahr durchgeführt. Gewählt wurden dabei immer gefährdete Vogelarten, die ihre Situation allen Menschen sichtbar machen sollten.

In diesem Jahre fand zum ersten Mal eine öffentliche Wahl statt, an der sich 455000 Mitbürger beteiligten.

Auch wenn das Rotkehlchen momentan nicht gefährdet ist versteht es dieser schmucke Sänger doch jeden Naturfreund zu begeistern und für sich einzunehmen.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)
Quelle: Vögel in Wald und Gebirge, Verlag Lingen