Liebe Leserinnen,
Liebe Leser!
Es gibt offensichtlich eine neue Wildart in Deutschland, eine Wildart, die wir bisher noch nicht kannten, die neuen
„Nachtziel-Wolperdinger“.
Ausgewildert wurde sie von der Industrie, die uns immer wieder, selbstverständlich völlig uneigennützig, mit ihren neuesten Errungenschaften beglückt. Sauen mit Geweih oder Gehörn, tummeln sich seitdem in unseren Revieren und werden von vielen wackeren Jägern gnadenlos bejagt. Aus berufenem Munde hört man, dass mit Nachtzielhilfen auf alle Wildarten geschossen wird, obwohl diese Geräte doch nur auf Sauen, oder in wenigen Bundesländern auch auf Raubwild, eingesetzt werden dürfen (siehe Youtube, Jäger, Chris Balke, „Wieviel Nachtsichttechnik kann die Jagd vertragen?“).
Die Überraschung der Schützen wäre riesengroß, wenn sie am Ende der Fluchtstrecke doch tatschlich eine Sau „mit Geweih“ vorfänden. Auch soll das Schätzen der Entfernungen bei Einsatz dieser Geräte völlig unmöglich sein. Es würde auf jede Entfernung, auch wenn die „Sau“ noch so klein im Zielfernrohr erschiene, geschossen. Man kann es ja mal versuchen. Vielleich klappt es doch. Das Elend am Ende der Strecke war jedenfalls noch nie so groß wie nach Einführung dieser überall gepriesenen Nachtzieltechnik. Hundeführer berichten mir, dass ihnen übel wird, wenn sie das Ende einer Todesflucht erreichen, oder wenn sie beim Blättern in Jagdzeitschriften von der ausufernden Werbung für die neue Nachtzieltechnik erschlagen werden.
Reduktion der Schwarzwildbestände mit der Brechstange
Seitdem sich die Abschussregelungen für Sauen geändert haben, sind die Strecken beim Schwarzwild brutal eingebrochen. Es wurden, mit staatlicher Genehmigung, lustig die „dicksten“ Stücke und damit vor allen Dingen starke Bachen gestreckt. Das Gefüge der Rotten hat man dabei nachhaltig gestört. Es lässt sich nicht so schnell wieder aufbauen. In Revieren in denen jährlich um die 30 Sauen erlegt wurden, streckt man heute vielleicht noch eine Sau.
Entweder war der Gesetzgeber bei der Zulassung der Nachtzielgeräte zu blauäugig,
oder es war seine Absicht den Wildbeständen in diesem Maße zu schaden.
Die Einführung dieser Zielhilfen ist jedenfalls Beihilfe zu übelster Tierquälerei.
Den gleichen Vorwurf muss man den Schützen machen, die wissentlich diese Hilfen der Technik missbrauchen.
Die mit allen Mitteln und juristischen Trix eingeführten „Jagdhilfen“ kann man nicht mehr aus der Welt schaffen, auch werden die „Aasjäger“ unter uns rechtlich leider nicht belangt.
Das soll uns nicht daran hindern, für den Tierschutz und für waidgerechtes Jagen zu werben. Vielleicht bringt das den einen oder anderen doch noch zur Vernunft, zum Jagen mit Herz und Anstand.
Wie heißt es noch in zwei Merksprüchen vor der Jägerprüfung:
„Quäle nie ein Tier zum Scherz,
denn es fühlt wie du den Schmerz.“
und:
„Was Du nicht willst, dass man dir tu,
das füge auch keinem anderen zu.“
Doch wenden wir uns angenehmeren Dingen zu.
Das neue Jagdjahr beginnt und mit ihm das Erwachen der Natur. Haben sie eine Wildbestandsaufnahme durchgeführt? Sind die Wildäcker bestellt? Wurden die jagdlichen Einrichtungen kontrolliert und repariert? Haben sie mit ihren Hunden zusätzlich trainiert. Wie sieht es mit ihrer Leistungsfähigkeit im Schießen aus?
Das sind Fragen über Fragen, die zu beantworten sind.
Die Rehwildjagd steht vor der Tür. Der schwache Jährling und das schwache Schmalreh, die ohne ihre Mutter durch den Winter kamen, sollten an erster Stelle auf unseren Abschussplan gesetzt werden. Auch wenn es viele Jäger stört, dass die Stücke in einer Wolke aus Winterhaar verenden und das Aufbrechen nun wirklich unangenehm wird, es muss sein. Die zeitige Erlegung dieses Wildes vermeidet unnötige Schäden in Feld und Wald. Helfen wir dem Wald und auch den Waldbesitzern mit rechtzeitigem Abschuss der Stücke auf allen Aufforstungsflächen. Wenn diese Aufforstungen den Äsern des Wildes entwachsen sind, kehren wieder bessere Zeiten ein.
Genießen Sie die jagdlichen Freuden im neuen Jagdjahr.
Waidmannsheil
Ihr Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)