In Spiralen saust ein kleines Tier mit buschigem Schwanz den Stamm einer Eiche empor verfolgt von einem der geschicktesten Greifvögel unserer Heimat, dem Habicht. Gerade meint man schon der Habicht hätte sein Opfer erreicht, da macht seine Beute einen vier bis fünf Meter weiten Satz in einen Nachbarbaum, saust wieder in Spiralen den Stamm hinunter und flitzt auf einen untenstehenden Holzstapel zu. Dort verschwindet es mit einem Sprung zwischen den geschichteten Stämmen, gefolgt von seinem Todfeind, der seine Fänge noch tief in den rettenden Spalt steckt. Vergeblich. Der Habicht hatte Pech. Seine fast erreichte Beute, ein Eichhörnchen, ist gerettet. Der Habicht, der Baummarder und die Katzen sind die einzigen Feinde des roten Flitzers, des niedlichen Eichhörnchens. Vor ihnen muss es auf der Hut sein.

Nähe zu Menschen

Der kleine rote Nager, der an Waldrändern, in Eichen- und Fichtenwäldern, in Stadtparks, auf Schulhöfen und in großen Gärten zu Hause ist, schätzt mittlerweile die Vorzüge menschlicher Nähe.
Selbst in der Mitte großer Städte nimmt er ihm gereichtes Futter von den Balkonen der oberen Stockwerke hoher Wohngebäude an. Ja, er fühlt sich in der Stadt sehr wohl, zumal gerade dort der Feinddruck gering ist. In Parkanlagen und Gärten ist der Nager so zutraulich, dass er manchmal angebotenes Futter dem Menschen aus der Hand nimmt.
Durch die Schönheit seiner Erscheinung, die Anmut seines Wesens und die federnde Gewandtheit seiner Bewegungen hat sich das Eichhörnchen schon frühzeitig den Rang eines der beliebtesten Tiere unserer Heimat  gesichert.
Sein zugespitzter Kopf mit den großen dunklen Augen und den langen Ohren, die weit aus dem Fell hervorstehen und deren Spitze einen Pinsel langer Haare trägt, sowie sein fast körperlanger buschiger Schwanz, nimmt den Betrachter für sich ein. Sein Fell ist grundsätzlich rotbraun. Es gibt aber auch Varianten von schwarz bis weiß.   
Wir Menschen jedenfalls haben die kleinen Kerle, so wie sie sind, sofort sehr gern.

Physiognomie

Die vorzüglich zum Klettern eingerichteten Gliedmaßen tragen spitze, gekrümmte Krallen. An den kurzen Vorderbeinen, gemessen an den Hinterbeinen, ist der Daumen verkümmert. Alle Füße besitzen nackte Sohlen mit stark hervortretenden Krallen. Die Gliedmaßen sind von der Natur, wie bei einer Katze, für hohe Rettungssprünge ausgelegt. Der buschige Schwanz, ein Kommunikationsmittel der Hörnchen, fungiert dabei wie ein Fallschirm.
Bei der Flucht oder dem Paarungsspiel flüchtet das Eichkätzchen auch kopfüber den Baum herunter. Das kann außer ihm nur der Kleiber.
Sein Zuhause ist ein Kobel, ein in einer starken Astgabel verankertes Kugelnest, das innen gut ausgepolstert ist und neben dem Haupteingang auch einen Fluchtausgang besitzt. Es gibt Kobel, die hoch in den Bäumen hängen und ähnlich dem Nest der Elstern überdacht sind. Auch werden stärkere Höhlungen in Baumstämmen oder große Nisthilfen angenommen.

Vermehrung und Nahrung

In einem dieser Kobel, den das Eichkätzchen als Wochenstube nutzt, gebiert die Eichhörnchen Mama 4 – 6 nackte und blinde Junge, die im Spätsommer sich gegenseitig um die Stämme jagen und im Herbst, völlig selbstständig, den Familienverband verlassen.
Als Nahrung nutzt der kleine Kobold Baumsämereien, wie Bucheckern, Eicheln, Haselnüsse, Wallnüsse, Tannensamen, Fichtensamen, die Samen von Ahorn und Hainbuche. Er frisst Pilze, auch giftige. Im Frühjahr räumt er gefundene Jungvögel aus ihren Nestern und verputzt sie mit Haut und Haar, bzw. Federkleid.

Lebensraum

Eichkater leben den größten Teil ihres Lebens in den Kronen der Bäume. Dort haben sie regelrechte Straßen, die immer wieder genutzt werden. Mit großer Geschwindigkeit turnen sie von Ast zu Ast und legen so beträchtliche Strecken zurück.
Offensichtlich wandern sie auch. So fehlen an einigen Stellen Eichhörnchen im Herbst. Dafür findet man an Stellen, an denen man nur sehr selten die kleinen Kerle sieht, große Ansammlungen dieser Tiere. Das Leben der Hörnchen bietet noch viel Forschungsbedarf
und hält sicherlich noch so manche Überraschung für uns bereit.

Wintervorrat

Irgendwo im Hochwald rätscht ein Eichelhäher. Ihm antwortet ein zweiter. Was macht den Polizisten des Waldes denn so nervös? Kein Mensch ist in der Nähe, auch fehlt hier Schwarzwild. – Aber nein, dort flitzt ein Eichhörnchen über den Boden und etwas weiter ein zweites. Sie erregen die Aufmerksamkeit der Häher. Beide Hörnchen suchen emsig Eicheln und verbuddeln sie in sichere Winterverstecke.

Die Häher lassen die fleißigen Flitzer nicht aus den Augen. Sowie ein Kobold ein Loch gebuddelt, eine Eichel in ihm versteckt hat und sich wieder auf Nahrungssuche begibt, fliegt der bunte Waldpolizist näher und stiehlt dem Hörnchen die soeben verscharrte Eichel aus dem Winterversteck. Sie verbringt er in die eigene Vorratskammer.
Das geht einige Male so. Dem Hörnchen blieb der Diebstahl aber nicht verborgen. Nach dem dritten Mal hat es eine Eichel im Maul, buddelt eifrig ein Winterversteck, scharrt es wieder zu und flitzt fort. Der Häher schwingt sich wieder ein und hofft auf leichte Beute, mit der er seine Vorratskammern füllen will. „Klauen ist einfacher als selbst zu suchen“, sagt er sich.
Aber dieses Mal hat er die Rechnung ohne das emsige Eichhörnchen gemacht. Während er vergeblich nach der verbuddelten Eichel sucht, verscharrt der kleine Kobold seine Beute an anderer Stelle.
Hörnchen und auch Häher legen auf diese Art Wintervorräte an. Da sie aber nicht alle Vorräte wieder finden, wachsen im Frühjahr aus den liegen gebliebenen Früchten wieder kleine Baumsämlinge. Somit helfen beide Tiere dem Wald bei der Regeneration. Sie sorgen dafür, dass ihre Nahrungsquelle „Wald“ immer erhalten bleibt.
Das Hörnchen verschläft an nassen Tagen das schlechte Wetter, es hält eine Winterruhe, aber keinen Winterschlaf. Es lebt in dieser Zeit von den versteckten Wintervorräten.

Gefahr durch Neozoen

In England hat eine graue Art der Hörnchen aus Nordamerika das rotbraune Eichhörnchen schon fast völlig verdrängt. Diese Neozoen beherrschen ebenso Norditalien und die Schweiz. Sie stellen eine große Gefahr für den Europäischen Besatz der Eichhörnchen dar.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)