Große Storchen-Schwärme überwintern am Niederrhein

Störche am Niederrhein - Foto: Werner Niehuis

Im Winter nach Afrika? Das muss nicht sein – jedenfalls nicht, wenn das Wetter so lau ist. In Zeiten des Klimawandels brechen längst nicht mehr alle heimischen Störche zur großen Reise auf. Neu ist, dass offenbar auch ortsfremde Störche in größerer Zahl am Niederrhein überwintern. Mal 12, mal 20, sogar mal 30 bis 40 Tiere: In den letzten Wochen wurden immer wieder größere Trupps gesichtet.

„Das haben wir so noch nicht erlebt“
„Das haben wir so noch nicht erlebt“, berichtet Storchenbeobachter Hans-Gerd Kersten im Gespräch mit der NRZ. Gesehen wurden die Tiere z. B. an der A 3 zwischen Rees und Emmerich. Einige Vogel hätten Ringe aus Wilhelmshaven getragen, stammen also aus Norddeutschland. Andere seien aus den Neuen Bundesländern. Ganz augenscheinlich halten sich die Störche länger in der Region auf. „Nahrung finden sie ja genug“, meint Kersten. Und das ist das Entscheidende für Zugvögel. Kaltes Wetter macht ihnen nichts.

Experten raten Vögel das ganze Jahr über zu füttern
Die Tiere finden auf natürlichem Wege nicht mehr genug Futter. Deshalb raten Vogelexperten sie auch im Frühjahr, Sommer und Herbst zuzufüttern.
Landesweit sind Weißstörchenpopulationen im Aufwind. Genau 200 Brutpaare wurden im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen gezählt. Die größte Storchengruppe befindet sich im Kreis Minden-Lübbecke. Mit 36 Paaren liegt der Niederrhein auf Platz 2. 17 davon brüteten im Kreis Wesel, 17 im Kreis Kleve, zwei in Duisburg, der Kreis Viersen ging 2015 leer aus. Der Bruterfolg war aber mäßig, im trockenen Sommer war die Nahrung knapp. Im Kreis Kleve z. B. verließen nur 24 Jungstörche die Nester. Dabei hatte es zunächst 43 Küken gegeben.

Dass die Reiselust nachlässt, beobachten Vogelkundler schon länger. Hans-Gerd Kersten geht davon aus, dass sich derzeit schon wieder acht heimische Storchenpaare im Kreisgebiet befinden. Vermutlich haben sechs dieser Paare den Niederrhein in diesem Winter gar nicht verlassen, die anderen dürften nicht weit geflogen sein. „Sonst wären sie nicht schon wieder da“, meint Kersten.

Storchenkalender verschiebt sich immer weiter nach vorne
Fachleute wie er beobachten, dass der Storchenkalender sich immer weiter nach vorne verschiebt. „Unser erstes Paar hier kam damals im März 1996 aus dem Winterquartier nach Zyfflich und fing im April an zu brüten“, erzählt Kersten. Im vergangenen Jahr hätten die Störche schon Anfang März gebrütet.

Wann in diesem Jahr gebrütet wird, sei schwer zu sagen: „Schauen wir mal.“ Bei dem milden Wetter der vergangenen Tage hat Kersten schon Paarungsanwandlungen bei den Störchen beobachtet: „Die hatten bereits ganz komische Zuckungen. Und ordentlich geklappert haben sie auch schon…“

Quelle: derwesten.de Holger Dumke – Foto: Werner Niehuis