Im Februar geht es hinaus aufs Feld

Gülle - Foto von Oliver Mengedoht

Mit den ersten Sonnenstrahlen im Februar zieht’s den Bauern aufs Feld: Mit Ende der Vegetationsruhe fährt Landwirt Bernd Im Winkel mit dem Güllefass aufs Feld, um endlich das kostbare Düngegut auszubringen. Knapp 2000 Kubikmeter Gülle haben sich über den Winter im Güllekeller unter dem Kuhstall angesammelt, er ist fast randvoll.

Die warten förmlich darauf, nun mit Beginn der Wachstumsperiode verteilt zu werden. „Und wir brauchen sie. Die Gülle ist der Grundstock für eine reiche Ernte im Sommer”, sagt Im Winkel, den derzeit allerdings die nassen Felder ein wenig ausbremsen. Der viele Regen der vergangenen Wochen hat viele Flächen so nass gemacht, dass sie unbefahrbar sind. „Wir brauchen ein paar trockene Tage, um mit der Gülleausbringung so richtig loslegen zu können.“ Rund 6000 Kubikmeter Gülle kommen auf dem Hof Im Winkel pro Jahr zusammen. Pro Tag „produziert” eine Kuh im Schnitt 55 Liter Gülle, macht im Jahr pro Kuh 20 Kubikmeter. Bei 160 Milchkühen und weiteren 160 Jungtieren (bei denen weniger Gülle anfällt) kommt da was zusammen. Das will verwertet sein. Doch bevor es soweit ist, wird genau untersucht, welche Nährstoffe der Boden nötig hat und welche die Gülle bietet. „Da wird nicht einfach ’was entsorgt, sondern genau ermittelt und bestimmt, was aufs Feld kommt”, erläutert der Rentforter Landwirt. „Was für die Kuh Abfall ist, ist Ernährung für die Pflanze, und die bekommt genau das, was sie braucht.” Im übrigen müsse der Landwirt alles in einer Nährstoffbilanz festhalten. „Eine Überdüngung ist ausgeschlossen.”

Futterkontrolle  - Foto von Oliver Mengedoht

Futterkontrolle – Foto von Oliver Mengedoht

Zwei Liter Gülle kommen auf jeden Quadratmeter
Bevor Im Winkel aufs Feld kann, muss er laden: Unter Vakuum saugt das Güllefass den Dung per Schlauch, der in den Güllekeller reicht, an. Auf dem Feld wird die Gülle schließlich mit Druck in weitem Boden verspritzt. „Etwa zwei Liter pro Quadratmeter, mal etwas mehr, mal etwas weniger, je nachdem, wieviel Nährstoffe der Boden braucht“, erklärt der 42-jährige Landwirt. Bei 2000 gelagerten Kubikmetern viel Arbeit jetzt im Februar. Fällt auf dem Hof mehr Gülle an, als die Felder benötigen, gibt der Betrieb per „Güllevertrag” den Überschuss an andere Betriebe ab.

Was die Kuh ausscheidet, muss sie zuvor – was die Menge anbelangt – auch zu sich genommen haben. Im Winkel: „50 bis 60 Kilo Futter frisst eine Kuh am Tag.” Das macht beidem Viehbestand auf dem Hof in Rentfort rund 10 000 Kilo am Tag aus. „Die Kuh muss immer satt sein.“ Und jede Kuh säuft an die 100 Liter Wasser am Tag – vollautomatisch. Natürlich frisst die Kuh bei Im Winkel – wie bei jedem Milchbauern – nicht irgendetwas. Dafür sorgt beim Rentforter Bauern allein schon Futterberater Bernd Grote-Westrick. Er gibt zusätzliche Tipps für eine optimale Futtermittelzusammenstellung unter gesundheitlichen Aspekten, aber auch unter wirtschaftlichen. Denn das, was eine Kuh am Tag frisst, kostet gut 2,50 Euro. Das hört sich zunächst wenig an, bei 160 Milchkühen kommen aber im Monat 12 000 Euro zusammen. Die Jungtiere verschlingen noch einmal 7500 Euro.

Im Futtermischwagen wird das Mahl der Kühe angerichtet: Vollautomatisch wird „zusammengerührt”, was der Kuh schmeckt – und anschließend aufgetischt. „Es wird nichts dem Zufall überlassen.“ Gleichmäßig erhalten die Tiere vom Wagen das nährstoffreiche Gemisch auf dem Futtertisch vorgelegt – einmal am Tag, nämlich am Morgen. Die Tiere bedienen sich von allein 12 bis 14 Mal täglich. „Der Pansen muss immer randvoll sein.“

Die Tiere fressen in einem Rhythmus, der sich mit dem Wiederkäuen, Verdauen und Schlafen (nur drei Stunden Tiefschlaf!) sowie zweimal täglich Melken abwechselt. In einem sind sich Im Winkel und Grote-Westrick völlig einig: „Wenn’s der Kuh gut schmeckt und das Umfeld stimmt, stimmt auch die Milch.”

Silage - Foto von Oliver Mengedoht

Silage – Foto von Oliver Mengedoht

Ein sinnvoller Kreislauf in der Landwirtschaft
Futterberater Bernd Grote-Westrick vom Dorstener Futtermittelspezialisten Agrarvis Raiffeisen ist alle drei, vier Wochen auf dem Hof Im Winkel, zwischendurch telefoniert er mit dem Landwirt. „Die Kuh muss optimal versorgt werden, wenn sie hohe Leistungen bringen soll”, ist seine Devise.

Ein Morgen Land sind 2500 Quadratmeter – ein historischer Begriff: Das ist die Fläche, die ein Landwirt mit zwei Pferden an einem Morgen pflügen konnte.
Wie bei Hochleistungssportlern komme es auch bei „Hochleistungskühen“, die im Stall an der Voßbrinkstraße stehen, auf die richtige Nahrungs-Zusammenstellung an. Grote-Westrick gibt dazu die Tipps: Zur Gras- und Maissilage, die Im Winkel aus eigenem Anbau produziert und mit selbst angebauten Futterrüben anreichert, kommen Mineralstoffe und weitere Komponenten wie Rapsschrot, Weizenkleie und -schrot, aber auch Zuckerrübenschnitzel dazu, also reichlich Proteine. Im Futtermischwagen wird alles elektronisch gewogen, kontrolliert und gemischt. „Es müssen eine gut verdauliche Energie und gute Nährstoffe zugeführt werden”, so Grote-Westrick. Aus den Rückständen – der Gülle – erhalte der Bauer ein wertvolles Düngemittel. „Ein sinnvoller Kreislauf.”

Quelle: derwesten.de – Georg Meinert | Fotos von Oliver Mengedoht