Wer ist für den Erfolg der invasiven Arten wie Waschbär, Mink, Nutria und Bisam hauptsächlich verantwortlich?

In den Jahren 1970 – 1980 hatten es alle Jäger schwer ihrer Passion nachzugehen. Durch autonome Gruppen wurden Kanzeln zerstört, die Sprossen der Leitern vieler Hochsitze angesägt, Jagdhütten abgefackelt, Fahrzeuge der Jäger zerkratzt, oder deren Scheiben eingeschlagen. Das Bild des Jägers wurde mit Erfolg durch die jungen Wilden unserer Universitäten beschädigt. Prof. Grzimek führte in seinen beliebten und bekannten Fernsehsendungen die grausamen Methoden der Pelzgewinnung in Nordamerika vor und machte dieses Wissen seinen Zuschauern zugänglich. Der berechtigte Aufschrei der damals revolutionären Jugend, ja der gesamten Bevölkerung, blieb nicht aus. Plakataktionen und Veröffentlichungen in den Medien warfen ein düsteres Bild auf alle Arten der Pelzgewinnung, auch auf die der Jagd. Sogenannte „Tierbefreiungsgruppen“ fuhren durch ganz Deutschland und „befreiten“ die Zuchttiere aus den Pelztierfarmen. Sie entließen sie in die „Freiheit“ in Wald und Feld. Sie besprühten inmitten der Großstädte die Pelze gutbetuchter Damen mit Farbe und machten das Tragen der Bekleidung aus Zucht- und Naturfellen, unmöglich. Wir Jäger konnten nur noch Pelztiere erlegen, die wir gleich anschließend entsorgten.

Gesamte Pelzindustrie Deutschlands wurde zerschlagen

Die selbsternannten „Tierbefreier“ sorgten für die größte Aussetzungsaktion, die je auf dem Boden der BRD stattgefunden hat. Tausende Waschbären, Nutrias, Bisams und Minks wurden in kurzer Zeit und flächendeckend in die Natur entlassen. Das diese Aktionen noch ein gewaltiges Nachspiel haben würden, wurde von Fachleuten, auch von Jägern, seinerzeit publiziert.

Wie beim Zauberlehrling

Der Geist war nunmehr aus der Flasche. Ihn holte niemand mehr zurück. Wie verrückt diese Zeit damals war, sei hier an einem zusätzlichen Beispiel erläutert. Ich bin Mitglied einer akademischen Jagdverbindung an der Ruhruniversität in Bochum. Während dieser jagdfeindlichen Zeit luden wir über unser Semesterprogramm zu einem „Igelessen“ ein. Darunter verstanden wir den Verzehr von gut gewürzten Hackfleischballen, die mit Zwiebelringen wie ein Käseigel gespickt, in Alufolie gewickelt und in einer Holzkohleglut gegart wurden. Zusammen mit Brot und einem kräftigen Schluck Bier, es können auch zwei gewesen sein, verbrachten wir so alljährlich einen herrlichen Abend vor unserer Jagdhütte. Das Semesterprogramm, das wir auf dem Universitätsgelände aushingen, wurde Herrn Prof. Grzimek zugespielt und der las diesen Programmpunkt mit allen Anzeichen schwerster Entrüstung am Schluss seiner Sendung vor. Ein Aufschrei ging wieder einmal durch Bevölkerung und durch den Blätterwald, verzehren doch die bösen Jagdstudenten die possierlichen und geschützten Stachelmänner.

Die örtliche Presse nahm sich dieser verruchten Tat an, sodass wir zu einer Gegendarstellung gezwungen wurden. Hass gegen alle Jäger war hier die Triebfeder. Eine ausreichende Recherche konnte man von diesen „Tierrechtlern“ nicht erwarten. Übrigens: Unsere Hütte ging in dieser Zeit dreimal in Flammen auf. Auch wenn die großen Gruppierungen des Naturschutzes aus wirtschaftlichen Gründen (Spenden, Erblasser, Neumitglieder) es nicht wahr haben wollen: Es stimmt einfach nicht, dass aus zwei im Jahre 1934 zu Jagdzwecken ausgesetzten Waschbären die gesamte heutige Population dieser Neozoen entstand. Es stimmt nicht, dass nur aus fünf im Jahre 1905 in der Nähe von Prag ausgesetzten Bisams sich die flächendeckende Verbreitung dieser Tierart in Deutschland entwickelte. Es stimmt nicht, dass Mink und Nutria, nur aus ausgebüxten Tieren der Pelztierfarmen ihren Bestand entwickelten oder, wie der Naturschutz behauptet, von den Farmbetreibern aus wirtschaftlichen Gründen freigelassen wurden.

„Tierbefreier“ als Verursacher

Den wesentlichsten Anteil am heutigen Negativerfolg dieser invasiven Arten hat die Aussetzungsaktion der selbsternannten „Tierbefreier“ in den siebziger Jahren. Diese Tatsache wird von den unterschiedlichsten Naturschutzgruppen gerne mit dem Mantel des Vergessens zugedeckt. Reißen wir diesen Mantel herunter und nutzen jede Diskussion zur Richtigstellung der bisherigen Behauptungen.

Euer Gerd Tersluisen