Das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Der Geruchssinn, wichtig für Jäger und Naturliebhaber

In Wald und Feld begegnen uns immer wieder Gerüche, die sicherlich auch jeder schon einmal wahrgenommen hat.

Da ist zum Beispiel der Geruch des Fuchses. Ein Jäger wird auf seinen Pirschgängen die nächtliche Anwesenheit Reinickes schon einmal festgestellt haben. Gerade durchritt er einen Windbereich mit der typischen Fuchswitterung. Es füchselte. Reinicke Voss hatte hier oberhalb des Windes genässt, oder seine Losung abgesetzt. Er erleichterte sich, markierte so sein Streifgebiet und hinterließ dabei viele Informationen für seine roten Konkurrenten.

Ebenso wird ein jeder während der „Rauschzeit“, schon einmal den Geruch unserer Sauen wahrgenommen haben. Es roch nach Liebstöckel (Maggi). –  Auch hier hatten die Schwarzkittel genässt oder ein Keiler hat seine Schaumflocken, die er mit dem Gebrech schlug, an Baum und Strauch abgestreift.

Mit feiner Nase findet man die Brunftkuhle unseres Rothirsches und der geübte Pilzsammler entdeckt mit ihr seine heiß geliebten Schwammerln.
Wie wunderbar duftet eine frisch gemähte Wiese oder ein frisch gemähtes Getreidefeld? – Wie wunderbar duftet ein großer Kamillenschlag auf einer Brachfläche? Wie grässlich stinkt dagegen frisch ausgeberachte Gülle auf einer Wiese. Ja, unsere Nase ist für uns ein wichtiges Sinnesorgan.

Das Echte Mädesüß

Die Vorzüge meiner Nase lernte ich im Bereich einer Feuchtwiese zu schätzen. Es war Juni und ich durchschritt während meiner Morgenpirsch einen süßlich und nach Mandeln duftenden Windbereich. Obwohl ich noch nie den Verursacher dieses herrlichen Duftes gesehen hatte, wusste ich sofort: „Das ist Mädesüß!“ Mein Blick ging der Windrichtung entgegen und ich erkannte einige weiß blühende Pflanzen inmitten einer Gras-Binsen-Gemeinschaft. An einer anderen Stelle im Revier, im Bereich eines Schilfstreifens, begegnete mir die Pflanze zum zweiten Male. Sie duftete allerdings nicht so intensiv. Lag es daran, dass hier nur eine einzelne Pflanze wuchs? Lag es daran, dass diese Pflanze nicht in der Pflanzengemeinschaft mit Gräsern und Binsen stand? Lag es am späten und nicht mehr tauschweren Morgen?

Zu Hause befragte ich mein Bestimmungsbuch für Pflanzen.

Es zeigte mir doch tatsächlich, dass es sich um das „Echte Mädesüß“ handelte. Diese Blume, die schon Hermann Löns beschrieb, verschaffte mir dieses überraschende Geruchserlebnis.

Die Blüten des „Echten Mädesüß“ öffnen sich gruppenweise im Blütenstand. Die Blätter erscheinen wechselständig. Dabei wachsen kleine Federblättchen zwischen ihren Ansätzen. Die Stängel der Pflanze sind rotbraun. Viele Staubblätter reckten sich in die Luft und die Dolden erscheinen wie große filigrane Blütenbälle.

Die Pflanze wächst auf nassen Wiesen, in Gräben, an Bächen, an Quellen, in Ufergebüschen, in Auenwäldern und auf nährstoffreichen Böden. Man findet sie von der Ebene bis ins Gebirge. Sie wird bis zu 1,50 m hoch.

Früher verwendete man sie zum Würzen von Met (Honigwein). Wahrscheinlich stammt daher auch ihr Name. Er kann sich auch vom altertümlichen Begriff „Mäde“ für Grasland herleiten. Jedenfalls hat der Name nichts mit unseren „Mädchen“ zu tun.

Die Blüten des „Echten Mädesüß“ wirken bei Erkältungskrankheiten fiebersenkend.

Lassen wir unseren Geruchssinn nicht verkümmern

Der Geruchsinn ist für uns Jäger und für alle Naturliebhaber von großer Bedeutung. Ihm haben wir viele Wahrnehmungen im Revier zu verdanken. Wir sollten ihn nicht durch übermäßigen Einsatz von Rasierwasser oder ähnlichen „Lockstoffen“ beeinträchtigen.

Wir sollten ihn wissentlich einsetzen und ständig trainieren. Wir sollten uns an ihm erfreuen.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)

Quelle: „Was blüht denn da?“ Verlag Kosmos