Er ist ein wunderschöner Vogel, der mich in der Nähe eines Waldparkplatzes überraschte.
Der Parkplatz liegt an einem breiten Bach, über den eine kleine Brücke den Wanderer in ein Feuchtgebiet führt. Das es eine Stelze war, die dort vor mir rumtrippelte und mit ihrem Partner zwischen den Steinen des Baches Polstermaterial für den Nestbau suchte, war mir klar. Trotz vieler Ähnlichkeit mit einer Schafstelze, wich sie doch im Aussehen und im Verhalten deutlich von ihr ab. Schnell machte ich einige Aufnahmen von der Brücke hinab zum Bach, da mich dieser Vogel interessierte.
Die Literatur zeigte mir, dass der vor mir sitzende männliche Vogel, im Prachtkleid mit zitronengelber Brust, einem überaus beweglichen langen Schwanz, einem scharf abgegrenzten schwarzen Kehlfleck und schiefergrauer Oberseite Gebirgsstelze genannt wird.
Gebirgsstelze hier im platten Land, wie konnte das sein?
Es zeigte sich, dass die Gebirgsstelze tatsächlich in erster Linie in unseren Mittelgebirgen in Höhen > 150 m ü. NN heimisch ist. Bei uns, nördlich des Ruhrgebietes, besteht nur ein Brutverdacht. Der Vogel steht auf der Roten Liste N und ist somit nicht gefährdet.
„Wasser ist für seinen Aufenthalt eine wichtige Vorbedingung und helle, reine Bäche werden von ihm bevorzugt. Hier trippelt die muntere, zutrauliche aber stets aufmerksame Gebirgsstelze über die Steine des Ufers, unausgesetzt mit ihrem langen Schwanz wippend. Ihre aus Insekten bestehende Nahrung wird beschlichen und durch schnelles Zuspringen überfallen. Das Nest versteckt die angenehm und fleißig singende Gebirgsstelze in Steinhaufen, Uferhöhlen und Mauerlöchern.“ (Deutschlands Vogelwelt)
Weibchen und Schlichtkleid-Vögel besitzen keinen schwarzen Kehllatz und sind mehr beige gefärbt. Die Beine des Vogels sind fleischfarben, sein Schnabel grauschwarz.
Die Jungvögel ähneln den Schlichtkleid-Vögeln, ihre Schwungfedern sind aber beige gesäumt.
Während der Brut und Aufzugszeit der Jungvögel beschäftigte ich mich in diesem Jahre mit Steinkäuzen und Haubentauchern. Daher konnte ich die Vögel nicht weiter beobachten. Ich hoffe jedoch, auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr.
Es ist schon erstaunlich, auf welche Überraschungen man neben seinem Pirschpfad trifft.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leser, dass sie stets mit offenen Sinnen durch die Natur gehen und sich über die Farbenpracht und die schönen Gesänge unserer Vogelwelt erfreuen können.
Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)
Quellen:
- Enzyklopädie der europäischen Vogelwelt, tosa-Verlag
- Aus Deutschlands Vogelwelt
- Was fliegt denn da, Verlag Cosmos
- Singvögel, Verlag Dausien
- Die Vögel des Rheinlandes (Nordrhein), herausgegeben von der NWO