Die Ruf-, Lock- und Reizjagd (Teil 2)

Notwendige Lautäußerungen und wie man sie nachahmt.

Wir erfuhren im 1. Teil von einigen Tierstimmen, die man auf der hohlen Faust nachahmen und für sich nutzen kann.

Erlauben Sie mir bitte Ihnen an dieser Stelle die Stimmen einiger Vögel vorzustellen, die man auch auf der hohlen Faust imitieren kann. Diese Vögel zu narren, wird Sie sicherlich erfreuen.

Der Kuckuck

Auf der hohlen Faust kann man nicht nur die Stimmen unserer Tauben, sondern auch noch weitere Stimmen nachahmen und die so genarrten Vögel gut beobachten.
Da ist zum Beispiel der Kuckuck. Sein Ruf wird auf der hohlen Faust nachgeahmt, indem man die Finger der abdeckenden Hand leicht anhebt und wieder senkt. Es entsteht dadurch ein hoher Ton, dem ein tiefer Ton folgt.

Kuck-kuck, Kuck-kuck, Kuck-kuck,…..

Der Kuckuck lässt sich hervorragend anlocken, wenn man seinen Ruf ununterbrochen mindestens fünf Minuten lang bläst. Er überfliegt den Rufenden zwei bis dreimal und fällt anschließend in der Nähe des Schnittpunktes seiner Flugrouten ein. Oft erscheinen auch zwei oder mehr Vögel. Ihr Anblick begeistert Sie mit Sicherheit.
Versuchen Sie es einmal. Sie werden vom Erfolg überrascht sein.
Während eines Revierganges kreuzte eine Gruppe von 6 Personen, per Fahrrad, meinen Weg. Unter ihnen waren zwei Kinder. Um sie zu narren, ließ ich den Ruf des Kuckucks ertönen. Sofort sprang eines der Kinder vom Rad und rief: „Papa, Papa, hör mal, eine Eule!“
Das war für mich der zwingende Grund, mit meiner waldpädagogischen Arbeit zu beginnen.

Der Waldkauz

Deutschlands häufigste Eule, der Waldkauz, meldet sich u. a. mit zwei bedeutenden und für uns zu nutzenden Stimmen. Da ist einmal sein Ruf

Qjiu wiik, qjiu wiik, qjiu wiik.

Ihn imitiert man mit im Handel erhältlichen Locken aus Holz oder mit dem Universal- Rehfiep.
Dieser Ruf ähnelt dem des Steinkauzes, ist aber deutlich lauter.
Bekannter ist jedoch sein Heulen, das man auf der hohlen Faust nachahmt.

Huuuuh—-Hu-Hu-Huuuuuuh, Hu-Hu-Hu-Huuuuuuh

Dabei wird das das Huuuuuuh durch Schütteln der hohlen Faust erzeugt. Es wird sehr hoch angesetzt und fällt zum letzten u hin ab.
Versuchen Sie es einmal. Wenn man sich im Wohnbereich eines Waldkauzes befinden, wird er unmittelbar darauf antworten. Imitieren Sie den Ruf genau nach dem soeben gehörten Lauten.
Mit diesem Ruf, aber auch mit dem Ruf des Steinkauzes

kuwitt oder quitt,

nachgeahmt auf dem Universal-Rehfiep, kann man viele Kleinvögel in äußerste Aufregung versetzen, aber auch Krähen zum Zustehen bewegen.

Übrigens: Wenn das Heulen des Waldkauzes sich überschlägt, meldet er nach meiner Erfahrung fast immer Hochwild an. Ich vernahm dieses sich überschlagende Heulen schon häufig beim Anwechseln von Rotwild, aber auch von Sauen.

Die Waldohreule

Unsere zweithäufigste Eule ist die Waldohreule. Auch ihren Ruf kann man leicht auf der hohlen Faust nachahmen. Ihr Revierruf ist ein leises, aber deutlich zu vernehmendes

uuh—-uuh—–uuh—-uuh

Es wird oftmals im Atemtempo vielmals hintereinander hervorgebrach. Der Ruf erfolgt im Sitzen, aber auch im Flug. Unverpaarte Waldohreulen lassen ihren Ruf oft schon am Tage erschallen, sonst können wir den Ruf nur in der Nacht vernehmen.

Der Wiedehopf

Im Süden Deutschlands, auch in allen Braunkohleabbaubetrieben, in den Weinbaugebieten, in den Elbauen, aber neuerdings auch in der Nähe der Städte Essen, Münster und Haltern, erschallt der Ruf des Wiedehopfes. Dieser äußerst seltene und exotisch anmutende Vogel lässt sich an seiner Stimme sehr gut erkennen. Sein rhythmischer Ruf

Hup-hup-hup,—-Hup-hup-hup,—-Hup-hup-hup,….

lässt sich sehr einfach auf der Faust nachahmen. Er antwortet darauf mit Sicherheit.

All das sind Tierstimmen, die Sie auf der hohlen Faust nachahmen können.

Kommen wir nun zum Nachahmen von Stimmen mit dem Mund und den Händen und nicht mit der hohlen Faust.           

In erster Linie gilt es, dem hungrigen Fuchs das Vorhandensein von Beutetieren vorzugaukeln. Neben den hier gezeigten Möglichkeiten gibt es hervorragende Locken, mit denen man die Stimmen der Beutetiere des Fuchses gut nachahmen kann. Sie bedeuten aber immer, mehrere Instrumente mitzuführen. Ihre Handhabung erfordert nicht nur den Kauf der Locken, sondern auch, wie das Imitieren der Stimmen mit Hand und Mund, ständiges Üben.

Das Mäuseln

Die Hauptbeute Reinickes sind nun mal Mäuse. Ihre Stimmen nachzuahmen ist aber nicht so schwer. Schon als Kinder spitzten wir die Lippen und erzeugten durch Ansaugen der Luft ein feines Gezwitscher, um mit ihm jeden freilaufenden Hund auf uns aufmerksam zu machen. Dieses Zwitschern ist das Gezeter zweier Mäuse, die sich streiten. Als Kind habe ich das des Öfteren gehört und nach meiner Suche der Ursache, sich streitende Mäuse vorgefunden. Spitzen auch Sie einmal ihre Lippen und saugen die Luft ein (Bild 3).

Das Mäuseln mit gespitzten Lippen

Die Lippen sollten dabei angefeuchtet sein. Dieses Geräusch vernimmt der Fuchs auf einhundertfünfzig Meter Entfernung. Wenn Meister Reinicke gerade selbst mausend vor einem Mauseloch verhofft, muss man mehrere Versuche starten, um ihn zum Zustehen zu bewegen.
Sollte der Fuchs zustehen, kann man ihn immer wieder mit der Mausestimme reizen. Man muss dabei nur darauf achten, dass er bei Abgabe des Piepstons nicht gerade zum Jäger äugt, sondern die Maus seitlich seiner Spur sucht. Wenn man dann maust, entdeckt er den mäuselnden Jäger nicht und schnürt umso schneller näher.
Durch Saugen auf dem Daumennagel kann man die Stimme einer Maus ebenfalls herrlich imitieren.

Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz eines feinen Pfeifchens, des Mäusepfeifchens. Mit diesem Instrument aus dem Handel, das das Wispern eines Mäuschens nachahmt, kann man immer in kurzen Abständen locken und so Kontakt zum Fuchs halten.

Mit beiden Möglichkeiten lockt man Reinicke bis vor die eigenen Füße. Vorausgesetzt das der Wind stimmt, man sich auf seinem Stand äußerst ruhig verhält und bei Ansitz in Bodennähe gut getarnt ist.
Mit dem Mäuseln lockt man nicht nur Reinicke, sondern auch den Dachs und alle anderen Marderarten. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, an jedem Steinhaufen, an jeder Feldscheune und an jeder Hecke zu mäuseln. Es lohnt sich. Gerade das Wiesel springt sehr gerne auf diesen Laut. Wenn es vor Ihnen in einem Mauseloch verschwindet, genügt ein kleiner Piepston und das neugierige Tier erscheint sofort wieder.
Üben Sie einmal das Mäuseln im heimischen Garten. Wenn sich Nachbars Katze in einhundert Metern Entfernung zeigt und Sie in der Lage sind den Stromer über den Zaun hinweg in ihren Garten zu locken, beherrschen Sie das Mäuseln bestimmt.

Übrigens: Das Mäuseln ist eine sehr gute Methode, um vorbeifliegende Eulen umschwenken zu lassen. Man kann vorbeistreichende Eulen mehrere Male zur Kanzel zurückholen, bis sie sich auf einen nahen Ast, oder sogar auf der Brüstung niederlassen und den ruhig sitzenden Ansitzjäger mit ihren großen Augen anstarren. Probieren Sie es einfach einmal. Sie werden staunen. Mir gelang es, als Jungjäger im Solling, einen Waldkauz durch Mäuseln auf die Brüstung der Kanzel zu locken. Nach einigen Sekunden des Anstarrens der komischen Person auf der Kanzel, flog er fort und verschwand in der Dunkelheit. Das Erlebnis ist fest in meiner Erinnerung verankert.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)

Quellen: Es wurden keine Quellen genutzt