Dass der Biber seinen Lebensraum gestaltet, ist sicherlich jedem bekannt. Es dürfte allerdings kaum bekannt sein, dass sich der Bisam ähnlich verhält.
An einer Suhle für Wasserbüffel fiel mir eine Rinne im trockenen Boden auf. Sie führte von der Wasserfläche zum Entwässerungsgraben einer landwirtschaftlich genutzten Straße.
Die Rinne begann ca. 50 cm vor der Wasserfläche, war 25 cm breit, 15 cm tief und führte kein Wasser. Ohne mir irgendwelche Gedanken über diesen seltsamen Kanal zu machen, ging ich weiter.
Zu Beginn einer Frühpirsch am nächsten Morgen, ca. 45 Minuten vor Sonnenaufgang, führte mich mein Weg wieder einmal an der Suhle vorbei. Dabei sah ich wie ein Bisam den Rest der Rinne bis zur Wasserfläche freibuddelte. Er vernahm mich, schlüpfte in die Suhle und verschwand. Jetzt wurde ich neugierig.
Auf dem Rückweg traute ich meinen Augen nicht mehr. Die Rinne war voller Wasser, das den Wasserspiegel im Entwässerungsgaben ansteigen und den der Suhle absinken ließ. Ob der Bisam sich einen Schwimmkanal zu seinem Bau geschaffen hatte, oder nur den trockengefallenen Eingang seines Baus wieder unter Wasser setzen wollte, wird sein Geheimnis bleiben.
Ich habe zu Hause in der mir vorliegenden Literatur gestöbert und das Internet befragt. Über solch eine Tätigkeit des Bisams konnte ich nichts finden.
So viel steht jedenfalls fest: Es handelt sich wieder einmal um die Leistung eines Tieres, über die man nur staunen kann.



Ursprung seiner Verbreitung
Vielen Lesern wird der Bisam nur vom Namen her bekannt sein. Er ist nacht- und dämmerungsaktiv, sehr scheu und vorsichtig. Daher sieht man ihn nur sehr selten. Und doch ist er im ganzen Land vorhanden.Er wurde im Jahre 1905 in Prag ausgesetzt. Seitdem hat sich er stetig verbreitet.
Ab 1970 war auch in Deutschland eine überlebensfähige Population vorhanden. Durch Tierbefreier wurde diese Population zwischen 1970 und 1980 deutschlandweit massiv verstärkt.
Äußere Erscheinung
Der Bisam erreicht die Größe eines Kaninchens. Dabei beträgt die Körperlänge eines ausgewachsenen Tieres bis zu 35 cm, die Länge seines runden Schwanzes bis zu 25 cm. Sein Gewicht erreicht 1000 – 1200 Gramm.
Die Färbung seines Haarkleides variiert von Tier zu Tier in zahlreichen Brauntönen bis zu schwarzbraun oder mausgrau. Typisch für ihn ist ein kleiner schwarzer Kinnfleck.
Seine Vorderfüße besitzen vier, die Hinterfüße fünf Zehen mit angedeuteten Schwimmhäuten. An deren Ränder befinden sich kräftige Schwimmborsten. Der runde, seitlich abgeflachte Schwanz erscheint kahl und ist mausgrau beschuppt. Er führt beim Schwimmen schlängelnde Bewegungen aus. Die Augen und Ohren des Bisams sind klein. Nasenöffnung und Innenohr werden beim Tauchen verschlossen. Seine Schneidezähne erscheinen bernsteinfarbig.
Wo wohnt der Bisam?
Der Bisam baut in Böschungen und an Grabenrändern ca. 1 Meter lange Gänge mit einem Wohnkessel. Der Eingang zu diesen Bauten liegt immer unterhalb der Wasseroberfläche.
Das Tier fehlt nur an völlig verbauten Gewässern und solchen mit steinigen Ufern.
Von welcher Nahrung lebt er?
Der Bisam lebt von der Vegetation der Uferbereiche und gelegentlich auch von tierischer Nahrung. Hier bevorzug er vor allen Dingen Muscheln. Den Jungtieren im Bau trägt er offensichtlich eifrig Futter zu. Ich konnte beobachten, wie er in kurzen Abständen abgebissenes Schilfmaterial in seinen Bau schleppte.
Bekannt sind seine kegelförmigen Winterburgen aus Pflanzenabschnitten, die einen Durchmesser von ca. 2,00 Metern haben. Ihre Höhe beträgt ca. 1,0 Meter. Man vermutet, dass diese Burgen als Kälteschutz dienen. Oder sind es doch nur Wintervorräte, wie sie auch vom Bieber angelegt werden? Ich habe jedenfalls Burgen beobachtet, die zum Ende des Winters nur noch knapp 20 cm hoch waren. Diese Burgen standen im blanken Wasser.
Vermehrung und Krankheiten
Seine Vermehrung ist gewaltig. Sie kann das zehnfache des Frühjahrsbestandes erreichen. Es erfolgen vier Würfe im Jahr, mit fünf bis neun blinden und nackten Jungtieren. Parasiten und Krankheitserreger führen zu hohen Verlusten. Viele Prädatoren wie Fuchs, Wildschwein, Hecht und Graureiher zehnten den Besatz ebenfalls. Die Ansiedlung des Bisams brachte keine Nachteile für sein Biotop. Sie führte allerdings zu Schäden an Deichen, Dämmen und Gewässerböschungen, die durch den Nager ausgehöhlt wurden und so den Hochwasserschutz beeinträchtigen.
Jagdrecht
In Deutschland und der Schweiz darf der Bisam nur mit einer Sondergenehmigung gefangen oder erlegt werden. Er unterliegt in beiden Ländern nicht dem Jagdrecht.
Sein Fleisch wird zum Verzehr angeboten. Sein Balg stellt ganzjährig hochwertiges Pelzmaterial dar.
Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)
