Vorwort zu Heft 2 „Der Wildhüter“

Gestern, am 02. Februar dieses Jahres, kam ich von einer beglückenden Arbeit mit jungen Teilnehmern des diesjährigen Jägerkurses der KJS Recklinghausen zurück. Bei wirklich üblen Wetter hatten wir ein Überwinterungsgebiet unserer nordischen Wildgänse besucht. Was gab es da zu sehen und zu bestaunen.

Da erlebten wir Nonnengänse, Blässgänse, Graugänse, Nilgänse und Rostgänse. Wir sahen viele Entenarten, Haubentaucher, Kormorane und Zwergtaucher. Silberreiher und Graureiher fischten in den Gewässern und Saat- und Rabenkrähen quorrten und plärrten in den Wiesen. An jeder Ecke beobachteten wir Nutrias. Wir konnten die Fraßspuren des Biebers bewundern, aber auch den großen Schaden, den er verursacht. Eine ganze Waldparzelle hatte er fein säuberlich von Bäumen befreit und die ließ er alle wie Mikadostäbe in der Landschaft liegen. Diese Praxiseindrücke waren offensichtlich so stark, dass die Damen und Herren unterschiedlichen Alters freiwillig die Ausbildung verlängerten, um aus einer weit entfernten Beobachtungshütte heraus die größte Kormorankolonie in NRW und eventuell auch das nunmehr eintreffende Seeadlerpaar beobachten zu können.

Ja, neben dem Bündel an theoretischen Wissen zählt noch immer die Praxis. Und die muss den jungen oder auch älteren Schülern geboten werden.

Darum meine Bitte: Bringt Euch und Eure Reviere gerade im Frühjahr, in der jagdruhigen Zeit, in die Ausbildung der Jungjäger ein. Es ist nicht sehr aufwändig, den Jungjägerkurs, aufgeteilt in drei Gruppen, in drei Revieren zu einem Reviergang einzuladen, bei dem sie Plätz- und Fegestellen, Spuren und Fährten, Rupfstellen und Losung einmal vor Ort kennen lernen, begreifen und beriechen können. Fraß- und Äsungsstellen des Wildes sind genauso interessant, wie seine Wechsel. Dafür alleine muss das Auge des Jägers geschult werden.

An Gewässern sieht man gerade in der Zugzeit unseres Wasserwildes fantastische Dinge, die für jeden Jungjäger zu einem Erlebnis werden. Und wenn man auch noch rammelnde Hasen beobachten kann, ist das Jungjägerglück vollkommen.

Wir benötigen gut ausgebildeten Nachwuchs. Bei der Begeisterung der jungen Leute, die ich gestern wieder einmal erleben konnte, habe ich jedenfalls keine Bange vor der jagdlichen Zukunft hier in unserer Heimat. Nur Mut. Tut Euch zusammen und sprecht mit dem Leiter des Jägerkurses Eurer Kreisjägerschaft. Glaubt mir, es lohnt sich nicht nur für die werdenden Jungjäger, sondern auch für Euch. Es geht hier um Euren Nachwuchs.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)