Seltene Gäste in NRW: Einflug von Seidenschwänzen

Seidenschwanz

Der Niederrhein wurde im Februar von seltenen nordischen Gästen besucht. Ein Schwarm von 17 Seidenschwänzen hatte sich auf der Stadtgrenze zwischen Moers und Kamp-Lintfort eingestellt und erfreute die Ornithologen aus ganz NRW.
Die Vögel waren äußerst vertraut und ließen sich fantastisch und in aller Ruhe fotografieren.

Trotz des starken Verkehrs auf einer Landstraße, flog der Schwarm immer wieder in beerentragende Büsche am Straßenrand und pflückte dort die roten und schwarzen Früchte.
Der Seidenschwanz ist ein Vogel der nordischen Nadelwälder. Er nistet in hochstämmigen Fichten- und Birkenwäldern mit großem Beerenaufkommen. In Sibirien brütet er in der Zirbelkiefer- und Lärchentaiga.

Insekten und Beeren auf der Speisekarte

Im Sommer leben die Seidenschwänze hauptsächlich von Insekten, die sie vom Ansitz aus fangen. Im Winter ernähren sie sich von Beeren. Die meisten bunten Vögel, mit seidiger Holle, überwintern in ihren Brutgebieten. Bei geringem Beerenaufkommen fliegen sie jedoch in Westeuropa ein, bis hin in den Mittelmeerraum. Das geschieht alle paar Jahre einmal.

Da sie den Menschen nicht kennen, zeigen sie sich sehr vertraut. Die wunderschönen Vögel tragen im Winter ein mattes Farbenkleid. Im Sommer erscheinen die Farben kräftiger. Weibchen haben keine scharfe Abgrenzung des Kinnlatzes. Ihnen fehlen auch die weißen Spitzen der Handschwingen.

Für mich als Jäger und Freund der bunten Bilder war es ein großer Gewinn, diesen Vögeln einmal zu begegnen.

Gerd Tersluisen

Quelle: Enzyklopädie der europäischen Vogelwelt (Birds of Britain und Europe 1997)