Dutzende Hochsitze und Hege-Bauwerke demoliert
Dass Hochsitze demoliert werden, ist nicht neu. Immer wenn Jäger in den Schlagzeilen stehen, erleben sie Wellen von Wald-Vandalismus. Aktuell – und wieder einmal – sind Ansitzbauwerke in der Haard das Ziel. Von 40 Fällen in den vergangenen Wochen spricht ein selbst betroffener Jäger. Die Straftaten-Palette reicht vom Leiter-Diebstahl bis zum Umstürzen massiver Hochsitze.
Ist die Diskussion um die Reform des NRW-Jagdgesetzes oder der Abschuss der von einem Halter illegal in der Haard ausgesetzten Mufflons (Wildschafe) Auslöser der Kampagne? Der 46-jährige Marler kann ebenso wie andere Betroffene nur rätseln: „Ich denke, dass wie schon in früheren Fällen ideologische Motive dahinter stecken.“
„Reden nicht über ein paar Bretter und Latten“
Der Jäger will nicht glauben, dass im Naherholungsgebiet Haard zum Beispiel im Bereich St. Johannes oder am Haargrenzweg niemand die Sachbeschädigungen mitbekommt. Die Täter müssen Sägen und Seile dabei haben, das Demolieren größerer Bauwerke macht zwangsläufig Krach. „Wir reden nicht über ein paar Bretter und Latten. Die großen Hochsitze fallen nicht so einfach und schon gar nicht leise um. Um sie bauen, muss man mit einem Traktor oder einem Frontlader ran. Umso ärgerlicher sind jetzt die Zerstörungen.“ Der Sachschaden lässt sich nicht exakt beziffern, nach Schätzungen des 46-Jährige geht er in die Tausende.
Denn auch Wildkameras wurden gestohlen, mit denen Revierinhaber rund um die Uhr und Tag und Nacht Tiere erfassen können, um überhaupt einen Überblick darüber zu bekommen, was da keucht und fleucht. Der Jäger aus Marl nimmt den Wald-Vandalismus nicht hin. Er wird Anzeige erstatten, eine Belohnung für Hinweise aussetzen – und appelliert an Wanderer und Outdoor-Sportler, Beobachtungen der Polizei zu melden. Ziel der Attacken sind neben massiv gebauten Kanzeln auch sogenannte Ansitzböcke aus Holzstämmen, die von der Form her an Schiedsrichter-Hochstühle beim Tennis erinnern, sowie an Bäumen fixierte Ansitzleitern.
Jeder Schritt in die Höhe ist gefährlich
Zweck dieser Bauwerke ist nicht nur, eine unauffällige Lauerstellung einnehmen zu können. Wenn denn auf Wild angelegt wird, dient der Waldboden beim nach unten gerichteten Schuss als natürlicher Kugelfang. Besonders gefährlich ist es, wenn die Täter einen Hochsitz oder Ansitzbock nicht komplett abreißen, sondern die Leitersprossen manipulieren. Das hat leicht fatale Folgen. Früher wurden die Sprossen angesägt, doch die Späne waren verräterisch. Derzeit geht es um durch Tritte angebrochene Leiterstufen, was ganz ähnliche Wirkung hat: Jeder Schritt in die Höhe ist gefährlich – allerdings nicht nur für Jäger, sondern auch für Spaziergänger und vor allem Kinder, die auf einen sabotierten Hochsitz klettern.
Quelle: Hertener Zeitung | Foto: Privat