Hase - Foto: Gerd Tersluisen

Aktionsbündnis fordert Maßnahmen, um Biodiversitätsverlust aufzuhalten

HALTERN. Auf dem Gebiet der Stadt sollen Maßnahmen ergriffen werden, um dem Artenschwund
und dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken. Das ist der Wunsch eines Aktionsbündnisses, das sich jetzt mit einem entsprechenden Antrag an Bürgermeister Bodo Klimpel gewandt hat.

Auf den Weg gebracht haben den Antrag mehrere Vereine – der Natur- und Vogelschutzverein Haltern und Umgebung, der Hegering Haltern am See, die Naturschutzgruppe des Heimatvereins Lippramsdorf, der Heimatverein Sythen, der Imkerfachverein, sowie die Ortsgruppe des Kreisverbandes vom Naturschutzbund (NABU) Recklinghausen. „Mit großer Sorge nehmen wir zur Kenntnis, dass der Verlust der Artenvielfalt und der Biodiversität immer weiter fortschreitet“, begründet die Teilnehmer des Aktionsbündnisses ihren Antrag. „Botaniker, Ornithologen und Entomologen liefern bedrückende Zahlen zum Artenschwund. Kiebitze, Feldlerchen und Rebhühner sind eine Rarität  geworden, es gibt kaum noch Hasen und Fasane, die Schwalbenbestände und Amphibienvorkommen sind massiv zusammengebrochen“, argumentieren sie. Deutlich weniger Insekten Besonders betroffen seien Insekten, deren Zahl in den letzten Jahren um 75 Prozent zurückgegangen sei. „Wildbienen und Schmetterlinge werden zu Raritäten und Hummeln  erhungern in Ermangelung an Wildblumen“, heißt es in dem Antrag. Der Insektenschwund lasse die Bestände vieler Vogelarten und anderer Lebewesen, denen die Nahrungsgrundlage genommen wird, schrumpfen.
Nach Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinigten Nationen würden zudem rund 35 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion von Bestäubern wie Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten abhängen. „Dies macht deutlich, dass der Mensch als Teil des Ökosystems unmittelbar von dieser Entwicklung betroffen ist“, so die Teilnehmer des Aktionsbündnisses. Sie fordern die Politik nun auf, die Umsetzung eines Maßnahmenpakets zu beschließen, um den Artenschwund und Biodiversitätsverlust aufzuhalten:

› Optimierte Pflege der Wegränder und städtischer Grünflächen: Der Einsatz von Mäh- und Mulchgeräten des Bauhofes oder beauftragter Fremdfirmen sollte den Bedürfnissen der Natur angepasst werden.

› Wiederherstellung von Wegerandstreifen: Die Stadt sollte die Pflege der Wegerandstreifen, die sich in der Regel im städtischen Eigentum befinden und die sie kostenloser wirtschaftlicher Nutzung überlassen hat, wieder übernehmen. Durch die Anlage von Blühstreifen, Schonung der Säume und Randstreifen, sowie durch weniger Mulchen und Mähen, können die Feldflur wieder belebt und der Rückgang vieler Arten aufgehalten werden. 

› Grünflächenpaten sensibilisieren: Im Rahmen einer jährlichen städtischen Informationsveranstaltung für schon aktive Grünpaten und für andere interessierte Bürger kann über einen Fachvortrag für das Thema sensibilisiert und für eine naturnahe Gestaltung der Grünflächen geworben werden.

› Neubürger einbinden: Neubürgern könnte als Willkommensgeschenk – zum Beispiel beim Neubürgerempfang – ein Samentütchen für die eigene Gartengestaltung (mit Informationen für einen artenreichen Garten) überreicht werden.

In der Ratssitzung am Donnerstag wurde der Antrag an den Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss verwiesen, der sich mit dem Anliegen voraussichtlich in seiner kommenden Sitzung am 19. November
beschäftigen wird. 


 

Alarmierende Zahlen

  • Nach Angaben der Landesregierung liegt die Zahl der bereits ausgestorbenen oder verschollenen Tier- und Pflanzenarten in NRW mit mehr als 9 Prozent so hoch wie nie.
  • Insgesamt sind nach der aktuellen „Roten Liste der gefährdeten Arten in NRW“ etwa 45 Prozent der Tier- und Pflanzenarten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben.
  • Nach Untersuchungen des LANUV sind rund 77 Prozent der Lebensräume im Flachland in einem unzureichenden oder schlechten Erhaltungszustand.
  • Besorgniserregend ist die Bedrohung für die Artenvielfalt auch in den Gewässern in NRW: So sind von 51 heimischen Fischarten 16 akut gefährdet oder bereits ausgestorben.

Quelle: Halterner Zeitung – Daniel Winkelkotte