WWF muss sparen: Landwirtschaft in Deutschland steht nicht mehr im Fokus

Von Peter Laufmann – agrarheute.de

Der WWF Deutschland ist ein Schwergewicht im Naturschutz und eine deutlich vernehmbare Stimme unter den Umweltverbänden des Landes. Immer setzt der WWF auch auf den Dialog, etwa mit Landwirten. Zudem gibt es Kooperationen und Projekte, die Landwirtschaft, Arten- und Klimaschutz versöhnen sollen. 

Das ist in dieser Vielfalt erst einmal vorbei. Auf Anfrage von agrarheute heißt es dazu vom WWF, dass man zwar einzelne Aspekte weiter bearbeiten wolle, Landwirtschaft als „Strukturelement“ aber auflöse. Eine Neuorientierung ist angesagt.

Entlassungen im Zeichen des Pandabären

Nun also Umbau bei den Umweltschützern im Zeichen des Pandabären. Eine Rolle spiele eine „komplexe Stituation auf dem Spendenmarkt“, sagte der Pressesprecher des WWF Roland Gramling. Damit einher geht eine Neuausrichtung „weg von der Wachstumsmaxime“, die der neue Vorstand sich auf die Fahne geschrieben hat. 

Das betrifft nicht nur die Ausrichtung. So sollen in Deutschland 20 Prozent der Mitarbeiter entlassen werden, teilte die Geschäftsführung auf einer Mitarbeiterversammlung mit. Die Rede ist von 80 Stellen, die gestrichen werden sollen. Für die Organisation arbeiten allein in Deutschland fast 500 Menschen in verschiedenen Büros, die Zentrale ist in Berlin.

WWF – finanzielles Schwergewicht unter den NGO

Der WWF ist immer noch eine Größe unter den deutschen Naturschutz-NGO. So unterstützen den WWF Deutschland rund 350.000 Fördermitglieder. Das ist aber nicht die einzige Geldquelle. Der Verband finanziert sich im Wesentlichen aus drei Quellen. So weist der Geschäftsbericht für 2023 Einnahmen in der Höhe rund 125 Mio. Euro aus. Da sind die Mitglieder mit ihren Spenden (56,3 Mio. Euro), Erbschaften (8,3 Mio. Euro). Dann unterstützen auch die Bundesregierung und andere Institutionen die NGO mit rund 38 Mio. Euro. Und schließlich arbeitet der WWF auch mit Unternehmen zusammen. Zum Beispiel bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Einzelhandelskette Edeka oder bei Sammelbildchen für den Artenschutz mit Rewe. Das bringt fast 18 Mio. Euro in die Bilanz. Demgegenüber standen Ausgaben in der Höhe von 122,4 Mio. Euro. 

Andere Naturschutzorganisationen arbeiten mit kleineren Summen. Der BUND beispielsweise hat 675.174 Unterstützer und 71 Millionen Euro zur Verfügung. Der NABU-Bundesverband – also ohne Landes-, Kreis- und Ortsverbände – verzeichnet Einnahmen in Höhe von 77.7 Mio. Euro. Auch andere Umweltverbände finanzieren Projekte zum Teil durch Kooperationen. Das Engagement des WWF stand aber immer wieder in der Kritik.

Partnerschaften von Umweltschutz und Landwirtschaft

Auch der WWF hat immer wieder Formen der Landwirtschaft kritisiert und sich in deutscher und europäischer Agrarpolitik zu Wort gemeldet. Zugleich ist der WWF aber zugleich auch als Gestalter und Partner der Landwirte in Erscheinung getreten. Etwa mit KOMBI. Dieses Projekt verfolgt in vier deutschen Modellregionen, etwa im Havelland oder in der Region Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, einen besonderen Ansatz. Statt einzelne Maßnahmen in ihren Betrieben umzusetzen, schließen sich dort Landwirt zusammen. Sie gestalten Natur- und Umweltschutz mit Blick auf ihre Flächen gemeinsam. Naturschützer unterstützen sie bei Planung, bei Förderanträgen und schließlich der Umsetzung. 

Solche Kooperationen helfen allen Seiten. Aber wie es mit diesen und anderen Projekten weitergeht, kann der WWF zurzeit noch nicht sagen. „Der Konsolidierungsprozess ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Pressesprecher Gramling.

WWF Deutschland blickt in die Welt

Doch wie geht es dann weiter? „Die Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel bleibt bestehen“, so Gramling. Darüber hinaus wird sich der WWF auf diejenigen Aspekte und Zugänge konzentrieren, bei denen das WWF-Netzwerk besondere Stärken habe: So werden etwa Agrarrohstoffe und internationale Lieferkettenarbeit als Themen bestehen bleiben. Ebenso Landnutzungswandel vor Ort in Asien oder Südamerika. 

„Bei Landwirtschaft, Agrarpolitik und Lebensmittelverschwendung in Deutschland haben wir als WWF im Vergleich mit anderen Verbänden keine Alleinstellung – sprich: Andere können hier viel besser wirken als der WWF Deutschland.“ Daher stünden diese Themen mit Blick auf Deutschland und die EU künftig nicht mehr im Fokus der Arbeit des WWF Deutschland.

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