Wo in Gladbeck sind nur die (Oster)hasen geblieben?

Die Feldhasen-Population geht zurück. Gladbecker Jäger verzichten freiwillig auf den Abschuss.  Die Landwirtschaft macht den Hasen zu schaffen. Zu Ostern begegnen wir dem Hasen überall – mit Schoko-Ohren, als Dekoration oder in Plüschform. Den echten Feldhasen in freier Wildbahn sieht man jedoch nur noch selten. Auch geschossen wird er in Gladbeck seit vier Jahren gar nicht mehr. Die Jäger vom Hegering verzichten auf die Jagd von Langohren – um die Art nicht noch weiter zu gefährden.

 „Seit einigen Jahren beobachten wir diese Entwicklung“, sagt Gerd Tersluisen, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit beim Hegering Gladbeck. Der Wildexperte ist sich sicher: „Durch die industrielle Landwirtschaft verliert der Feldhase zunehmend an Lebensraum und Nahrungsangebot.“

Brachflächen fielen plötzlich weg

Die Landwirtschaft sei mitnichten die einzige Ursache des Rückgangs der Population – auch der Straßenverkehr oder der Einfluss von Räubern wie Füchse und Katzen habe Auswirkungen, so Tersluisen. Dennoch habe sich der Lebensraum der Feldhasen durch die Landwirftschaft stark verkleinert: „Vor allem das Jahr 2009 brachte weitreichende Veränderungen, für die Landwirtschaft und den Wildbestand.“

In diesem Jahr endete die staatlich verordnete Stilllegung von Agrarflächen. „Landwirte waren vorher verpflichtet, neun Prozent ihrer Flächen nicht zu kultivieren“, sagt Tersluisen. Durch die obligatorische Stilllegung ihrer Äcker entstanden Brachflächen. Diese hatten ökologische Vorteile so der Experte. Es entwickelten sich Wildkräuter und es entstanden Rückzugsgebiete für Wildtiere. Doch durch die Abschaffung der Flächenstilllegung und die Intensivierung der Landwirtschaft fallen diese Areale zunehmend weg.

Doch Hasen brauchen offenes Land

„Feldhasen sind Einzelgänger und Fluchttiere“, sagt der Jäger. Sie leben nicht, wie viele vermuten, in einem Bau, sondern sie „scharren flache Mulden im Ackerboden, die sogenannten Sassen“, so der Experte und ergänzt: „Bereits nach einem Tag verlassen Jungtiere ihre Mutter und errichten ihre eigene Sasse – nur zur Fütterung, einmal täglich, treffen sich Mutter- und Jungtier.“

Die Sassen errichten Feldhasen auf offenen oder halboffenen Landschaften, wenn sie diese vorfinden. Doch in Gladbeck und Umgebung finde man vermehrt „Erdbeerfelder unter Folie“ oder „Maissteppen“, die für den Hasen „nur wenig Lebensraum zulassen“, sagt Tersluisen.

Jäger fordern weitere Maßnahmen

Weil Gladbecker Jäger einen Rückgang der Feldhasenpopulation registrierten, übten diese freiwillig Verzicht auf die Jagd. Der Jäger fordert nach der Abschaffung der Flächenstilllegung obligatorische Ersatzmaßnahmen: „Wir müssen zu mehr Brachflächen zurückkehren.“

Die 2015 eingeführte Greening-Maßnahme „sei ein erster Schritt“, sagt Tersluisen. Beim sogenannten Greening überlassen Landwirte fünf Prozent der Anbaufläche der freien Natur, zum Beispiel am Rand von Äckern. So werde für Wildtiere ein zusätzlicher Raum geschaffen. Doch fünf Prozent Landfläche hält Tersluisen für zu wenig. Als mögliche Lösung sieht er Subventionen oder höhere Preise für Agrarerzeugnisse: „Die Natur mit ihren Wildtieren ist ein Kulturgut und wir müssen für dieses Gut bezahlen.“

Quelle: waz.de – Jory Aranda

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