Wildschweinen geht’s auch im Vest an den Kragen

Wildschweine - Foto: Patrick Pleul (DPA)

Die Gründe für den Anstieg der Wildschweinpopulation liegen für Petra Bauernfeind-Beckmann, Vorsitzende der Kreisjägerschaft Recklinghausen, auf der Hand: Die Maisfelder, die immer mehr landwirtschaftliche Fläche in Anspruch nehmen, bieten den Tieren Nahrung und Deckung. Hinzukommen die seit Jahren milden Winter und der Umstand, dass Wildschweine keine natürlichen Feinde haben.

Konkrete Zahlen über die Entwicklung der Populationen im Vest gibt es nicht. Dafür aber Indikatoren, die, so die Vorsitzende, für eine „explosionsartige Vermehrung“ sprechen: Die Abschusszahlen haben sich in den vergangenen vier Jahren verdreifacht. Wildschwein-rotten tauchen zunehmend in Siedlungen auf und durchpflügen dort die Gärten.

Schäden an landwirtschaftlichen Flächen nehmen zu

Auch die Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen nehmen zu. „Wir beobachten mittlerweile Populationen in Städten, in denen es zuvor noch nie Schwarzwild gegeben hat“, sagt Petra Bauernfeind-Beckmann. Als Beispiel nennt sie Herten.

Das NRW-Landwirtschaftsministerium hat in der vergangenen Woche die Schonzeit für Wildschweine bis zum 31. März 2021 aufgehoben. Ausgenommen sind nur Muttertiere (Bachen), die mit Frischlingen unterwegs sind. Das Kalkül dahinter: Mit einer drastischen Reduzierung der Wildschweinbestände könne das Risiko einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verringert werden. Der ASP-Erreger ist für den Menschen ungefährlich. Bei Haus- und Wildschweinen indes verläuft die Erkrankung in fast allen Fällen tödlich. Einen Impfstoff gegen die Seuche gibt es nicht.

Wenn das Virus in die Ställe gelangt, wäre der wirtschaftliche Schaden wäre immens

Die Landwirte sind in großer Sorge, dass das Virus in ihre Ställe gelangt. Der wirtschaftliche Schaden wäre immens. Denn ganze Bestände müssten gekeult werden, der Export wäre beeinträchtigt, ein Preisverfall beim Schweinefleisch wahrscheinlich.

Als großes Risiko gilt der Tourismus, denn auf diesem Weg könnten kontaminierte Fleisch- und Wurstwaren in den Westen gelangen.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) appelliert an die Jäger, vor allem junge Wildschweine zu erlegen, die maßgeblich zur Fortpflanzung beitrügen. Im Kreis Recklinghausen ist in diesem Jahr damit begonnen worden, revierübergreifende Druckjagden auf Wildschweine zu veranstalten, um mehr Tiere zur Strecke zu bringen. Die Landwirte werden von den Jägern aufgefordert, 15 bis 20 Meter breite Schneisen vor allem in Maisfeldern anzulegen, die die Jagd erleichtern.

Kreisverbandsvorsitzender Steinmann sieht hohen bürokratischen Aufwand

Das hält auch der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Friedrich Steinmann, für die „richtige Methode“. Für die Bauern, die die Größe ihrer Anbauflächen exakt nachweisen müssen, wäre das jedoch mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden. Steinmann sieht den Staat in der Pflicht, Lösungen zu finden.

Quelle: waz vest – Michael Wallkötter | Foto: Patrick Pleul (DPA)

Dieser Artikel ist auch in der WAZ Gladbeck erschienen. Hier das pdf zum Nachlesen:

20180115_WAZ Gladbeck_Seite 19

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