Weidetierhalter legen tote Tiere vor den Landtag

Wildkadaver - Foto: Niedersächsische Weidetierhalter

Ein besseres Wolfsmanagement forderten niedersächsische Weidetierhalter gestern vor dem Landtag in Hannover mit einer drastischen Aktion.

Gestern haben Niedersachsens Weidetierhalter mit einer effektstarken Demo auf ihre schwierige Situation aufmerksam gemacht: Vor dem Hannoverschen Landtag legten sie einige von einem Wolf getötete Weidetiere ab, drei Damhirsche, ein Schaf sowie einen Galloway-Jungbullen. Auf Transparenten machten die Halter ihrer Wut Luft.

„Wölfe zerstören meine Zukunft“ und „Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?“ stand dort zu lesen. „Wir fordern ganz klar, dass Wölfe, die Herdenschutzzäune überwinden, entnommen werden“, sagte der Vorsitzende der Schafzuchtverbände Niedersachsen Joachim Rehse. Schäfer würden zum Schutz nachts bei ihren Herden schlafen. In seiner Nachbarschaft stünden die Wölfe abends schon am Gehege.

In einer Stellungnahme forderten die Weidetierhalter eine Regulierung der Wolfspopulation.

Bisher kein professionelles Wolfsmanagement

Das Vorgehen in Deutschland habe mit einem professionellen Wolfsmanagement nichts zu tun, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung, Gerd Dumke. Im Ausland würden beispielsweise schon auffällige Rudel getötet. Eine Regulierung sei dringend nötig, Vergrämung bringe nichts und Zäune seien auch nicht immer eine Lösung. „Der Wolf springt aus dem Stand zwei Meter hoch.“

Weidehalter: Kosten für Schutz gegen den Wolf sind immens

  • Herdenschutzhunde funktionieren nur in einzelnen Betrieben und Regionen. Die Kosten in der Anschaffung betragen je rund 3.000 bis 4.000 Euro, der Unterhalt im Jahr etwa 1.000 Euro. Ein Schäfer braucht pro Herde in der Regel 2 Hunde und hat bis zu 20 Herden. Die Anschaffung würde evtl. gefördert, die Unterhaltskosten sowie die Arbeit aber nicht. Zum Schutz der niedersächsischen Herden wären mehrere 10.000 Hunde notwendig. Die gibt es schlicht nicht.
  • Fachgerecht errichtete Zäune halten die Wölfe zwar ab. Wenn aber alle niedersächsischen Weidetiere wolfssicher eingezäunt würden, durchschneiden die Zäune die Landschaft, die Wildwechsel. Konservativ gerechnet, kostet nur das Material zum Aufrüsten der vorhandenen Weidezäune 2 Euro pro Meter. Es ergeben sich 156 Millionen Euro für alle niedersächsischen Weiden. Nicht berücksichtigt sind die Installationskosten sowie der Unterhalt dieser Zäune über viele Jahre.

Wenzel: Rechtzeitige Vorsorge der Weidehalter ist unabdingbar

Im Landtag kündigte zuvor Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) an, nach jüngsten Wolfsangriffen auf Schafe eine schnellere Beratung und praktische Unterstützung für Tierhalter zum Schutz ihrer Herden anzubieten. „Fakt ist aber auch, dass eine rechtzeitige Vorsorge der Weidehalter unabdingbar ist“, sagte Wenzel.

Grundsätzlich habe sich gezeigt, dass ein wirksamer Herdenschutz gegen den Wolf möglich sei. Eine Untersuchung von mehr als 4.000 Spuren habe ergeben, dass sich Wölfe in Deutschland zu 92,2 Prozent von Schalentieren und nur zu 0,8 Prozent von Nutztieren ernährten.

Herdenschutztiere oder elektrifizierte Zäune könnten die Sicherheit erhöhen. Nach Angaben des Ministeriums sank die Zahl der Übergriffe und dadurch getöteter Nutztiere in den ersten neun Monaten 2016 im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Waren es dieses Jahr bis Ende September 38 Übergriffe und 96 verendete Tiere, so waren es im Jahr zuvor 47 Angriffe mit 118 toten Tieren.

Wolfspopulation wächst zu schnell

Der FDP-Abgeordnete Gero Hocker betonte: „Wir haben so viele Wölfe in Niedersachsen, dass wir eingreifen müssen.“ Die Raubtiere legten heute ein völlig anderes Verhalten an den Tag als noch vor 150 Jahren. „Sie haben die Furcht vor den Menschen verloren.“

Vor sechs Jahren sei man davon ausgegangen, dass die Wolfspopulation wesentlich langsamer wachse. Vorsorglich müsse der derzeit geschützte Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden, um im Notfall schnell reagieren zu können. Man werde in Zukunft um eine Wolfsregulierung nicht herum kommen.

Im Landkreis Lüneburg waren Anfang Dezember innerhalb weniger Tage rund zwölf Schafe gerissen worden. Ob Wölfe dafür verantwortlich sind, steht noch nicht fest. Einem weiteren Wildtier-Angriff vor wenigen Tagen fielen in einem Damwild-Gehege im Landkreis Uelzen 23 Tiere zum Opfer.

Mit Material von Pressemitteilung Niedersächsische Weidehalter, dpa – Quelle: agrarheute.de