Von Ellen Hartmann (agrarheute.de)

Ob beim Ausreiten, beim Fahrradausflug oder auch beim Gassigehen mit dem Hund – Wolfsbegegnungen häufen sich immer mehr. Die Land&Forst hat mit einem Wolfsberater gesprochen. Er erklärt, wie Sie sich bei einem Aufeinandertreffen mit einem Wolf möglichst verhalten sollten.

In den vergangenen Wochen tauchten immer wieder Artikel über Begegnungen mit Reitern oder Fahrradfahrern und Wölfen auf. Einem Bericht zufolge sollen drei Wölfe einer 24-jährigen Frau in Niedersachsen zur Arbeit gefolgt sein. Das ungewöhnliche Verhalten der Wölfe könnte laut Wolfsberater mit der Reaktion der Fahrradfahrerin in Zusammenhang stehen. Durch ihre Flucht könnte sie den Jagdinstinkt der Tiere geweckt haben. 

Christian Katt ist Wolfsberater im Kreis Rotenburg. Er erklärte in einem Interview mit der Land&Forst, wie man sich richtig verhält.

Wie verhalten, wenn man auf einen Wolf trifft?

„Zuerst würde ich mich lautlos verhalten, um zu beobachten, ob mich der Wolf überhaupt wahrgenommen hat. Wenn das nicht der Fall ist, dann gilt es den Abzug des Wolfes abzuwarten. Wenn er mich aber wahrgenommen hat und mich ansteuert, dann muss der Wolf die Begegnung mit einem Menschen erkennen. Machen Sie sich groß!“ Auch lautes Rufen würde helfen und dem Tier zeigen, dass ihm ein Mensch gegenüberstehe. „Wölfe können mit uns nichts anfangen und sie meiden die potenzielle Gefahr.“

Das niedersächsische Umweltministerium rät in einem Schreiben: „Machen Sie sich bemerkbar durch Reden, Rufen oder in die Händeklatschen. Entfernen Sie sich dabei langsam und ruhig, immer mit dem Gesicht zum Wolf. Laufen Sie nicht weg.“ Folge das Tier einem weiter, könne man es mit dem Werfen von Steinen und Stöcken oder mit Pfefferspray vertreiben.

Allein mit dem Wolf: nicht wegrennen, dafür groß machen

Laut Katt sei vor allem Weglaufen der falsche Weg: „Bei Wölfen ist nicht auszuschließen, dass ein Jagdinstinkt oder Greifreflex ausgelöst wird. Bei Jungwölfen ist diese Gefahr am größten.“ Falls Kinder bei der Begegnung dabei sind, hat Katt auch einen Rat: „Ich würde meinen kleinen Sohn auf die Schulter setzen. Das ist sinnvoll, denn zusammen sind wir noch größer. Und meine größere Tochter an die Hand nehmen und versuchen beide zu beruhigen.“

Wie kann ich meinen Hund vor dem Wolf schützen?

Wenn ein Hund dabei ist, sollte das Tier an die Leine genommen werden. „Das ist das oberste Gebot!“, verdeutlicht Katt. „Zudem sollte man den Hund beruhigen. Er darf nicht unruhig werden und versuchen den Wolf zu verbellen.“ Denn der Wolf sei territorial und sehe den Hund möglicherweise als Kontrahenten an. „Es kann bei einem direkten Kontakt lebensbedrohlich für den Hund ausgehen.“

Doch wenn ein Wolf den Hund angreife, könne nicht mehr viel getan werden. „Versuchen Sie zu zeigen, dass Sie ein Mensch sind, um den Wolf abzuschrecken. Gehen Sie niemals dazwischen!“

Zu Pferd unterwegs: So verhalten sich Reiter bei einer Wolfsbegegnung

Und auch für Reiter hat der Experte einen Tipp: „Pferde sind sehr unberechenbar, was Panik angeht. Der Reiter wird besser wissen, wie er sein Pferd beruhigt. Aber grundsätzlich sollte man niemals flüchten. Glauben Sie bitte nicht, Sie können einem Wolf davonreiten.“