Warum sind Moore wichtig für den Klimaschutz

Von Klaus Strohtmann (agrarheute.de)

Die deutschen Moore binden so viel Kohlenstoff wie alle unsere Wälder. Wie lassen sich diese Klimaspeicher erhalten?

Obwohl sie nur 5 Prozent der Fläche Deutschlands einnehmen, speichern Moore genauso viel Kohlenstoff wie alle deutschen Wälder zusammen. Damit könnte dieses „agrarheute erklärt“ schon zu Ende sein. Aber steigen wir etwas tiefer in die Moorlandschaften ein, um die Zusammenhänge noch besser zu verstehen.

Die gigantische Menge an Kohlenstoff, die in nassen Mooren gebunden ist, gilt es dort zu halten. Denn das Problem ist das Wasser beziehungsweise fehlendes Wasser. Trockenfallende Moorflächen und frühere Moorflächen, die heute teils intensiv für Ackerbau und vor allem als Grünland genutzt werden, setzen gigantische Mengen an klimarelevanten Gasen frei.

Man spricht meist von CO2-Äquivalenten, weil auch andere Gase emittiert werden. So entspricht 1 kg N2O (Lachgas) der Wirkung von 265 kg CO2-Äquivalenten, 1 kg CH4 (Methan) 28 kg CO2-Äquivalenten.

Emissionen von 185.000 Pkw-Kilometern pro Hektar

Beispiel Kartoffelanbau: Beim Anbau von Kartoffeln auf Moorböden entweichen je Hektar 37 t CO2-Äquivalente im Jahr. Das entspricht 185.000 Pkw-Kilometern.

In der Summe emittieren entwässerte Moorflächen in Deutschland jedes Jahr 47 Mio. t CO2-Äquivalente. Um diese Zahl zu begreifen, hilft ein Maßstab: 47 Mio. t CO2 sind 5 Prozent aller deutschen Treibhausgasemissionen und 40 Prozent der Emissionen der deutschen Landwirtschaft.

Schon vor 300 Jahren rangen unsere Vorfahren den norddeutschen Moorflächen Torf als Heizmaterial ab. In den 1960er-Jahren floss viel staatliches Geld in den Emslandplan, um Siedlungs- und Agrarflächen zu schaffen.

Einsatz im Moor: Ein Lohnunternehmen bei der Gülleausbringung

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Das Ziel: 5 Mio. t CO2 jährliche Einsparung

Heute hat sich das Blatt gewendet: Politik und Gesellschaft fordern eine Abkehr von der Moorbewirtschaftung. Der europäische Green Deal und eine Bund-Länder-Zielvereinbarung schreiben schrittweise Reduktionen bis zum Jahr 2045 bindend vor.

Schon bis 2030 sollen aus Moorflächen Einsparungen von jährlich 5 Mio. t CO2-Äquivalenten erreicht werden.

Dass dies nicht trivial ist, zeigt die Wesermarsch. Dort lebt eine ganze Region von der Milchproduktion, teils in Weidehaltung auf früheren Moorflächen.

20 t Einsparung je Hektar sind möglich, aber teuer

Die Reduktion von Treibhausgasen ist möglich. Das zeigen umfangreiche Untersuchungen zur Wiedervernässung. Durch Grabeneinstau ließe sich die Emission jedes Jahr um 20 t CO2-Äquivalente je Hektar reduzieren.

Allerdings sind die Verfahren extrem teuer. Unterflurbewässerung kostet beispielsweise 5.000 Euro/ha. Die Einsparziele kosten zudem Fläche.

Die Hälfte aller Moore müssten wiedervernässt werden

Allein in Niedersachsen läge der Flächenbedarf für die Vernässung von Mooren bis zum Jahr 2030 bei rund 62.500 ha und bis 2045 bei insgesamt 175.000 ha. Das entspräche 50 Prozent der Moorflächen des Bundeslands. Die Ertrags- und Vermögenswerte der Moorbetriebe sind für Ausgleichszahlungen zu klären.

Nachdem das Reduktionsziel feststeht, braucht es jetzt dringend Konzepte zur konkreten Umsetzung und Finanzierung durch den Staat. Emissionszertifikate, etwa von 100 Euro je eingesparter Tonne CO2, könnten ein Teil der Lösung sein.