Endlich ist es wieder so weit. Zwei lange Monate wurde es nicht mehr hell. Tristes Grau umgab uns und erschlug jede Lebensfreude. Es war zu warm. Vom Winter fehlte jede Spur. Gestern studierte vor meinem Haus der erste Amselhahn und ließ sein Lied schon einmal verhalten und aus halber Kehle erklingen. Die Blätter des Aronstabes schrauben sich aus dem Boden und Schneeglöckchen leuchten überall. Dabei schreiben wir erst den 29. Januar. Wann haben wir so etwas schon einmal erlebt?

Die Drückjagden liegen hinter uns. Sie brachten oftmals eine gute Strecke. Doch kaum hofften wir, dass nunmehr die Schonzeiten für Ruhe im Revier und bei uns Jägern sorgen würden, ereilte uns vom NRW-Landwirtschaftsministerium ein Erlass zur Aufhebung der Schonzeit für unser Schwarzwild.

Schwarzwild darf nunmehr in NRW bis zum 31.03.2021 ganzjährig bejagt werden. Ausgenommen sind nur Bachen mit gestreiften Frischlingen. – Das ist ein Dammbruch. Ich entnahm vor wenigen Tagen einem Gespräch über eine Drückjagd in Polen: Ich zitiere: „Bachen waren frei. Wir sollten die Zuwachsträger erlegen. Das hat Vorteile. Wenn man zuerst die Bache erlegt, kann man anschließend die führerlos herumirrenden Frischlinge ebenfalls strecken“. – Mir drehte sich der Magen  um. Und das erlebte ich vor dem Erscheinen des  o. g. Erlasses in NRW. Es gibt offensichtlich auch unter uns genügend willige Vollstrecker behördlicher Anweisungen, die auf diesen Erlass nur gewartet haben. Ich hoffe, dass es sich hierbei nur um seltene Ausnahmen handelt. Ein Dammbruch zeichnet sich auch bei dem Einsatz von Nachtzielgeräten ab, über den der LJV NRW nunmehr beraten will. Was Gesetze in der BRD Wert sind, sieht man an diesem Beispiel deutlich. Die Hersteller und die „Besitzer“  von Nachzielgeräten jubeln sicherlich und zeigen auf der „Jagd & Hund“ nur strahlende Gesichter.

Gar lustig ist die Jägerei“ heißt es im „Jäger aus Kurpfalz“

Das galt vielleicht in der Vergangenheit. Wer einmal Stunde um Stunde auf dem Ansitz fror, wer zu Schuss kam und dann nachts die erlegte Sau schwitzend aus dem Wald schleppte der weiß, dass hier Schluss mit „Lustig“ ist. Das ist harte Arbeit. Die Freude hält sich erst recht in Grenzen, wenn es gilt, die entstandenen Wildschäden auszugleichen.  In jeder freien Minute mit ausreichendem Licht sitzen wir Jäger auf den Hochsitzen und bejagen diese liebenswerte Wildart. Und doch reicht es nicht.

Die Afrikanische Schweinepest lässt grüßen

Der Bauernverband fordert lautstark den Abschuss von mind. 70% aller Sauen, ohne aber mitzuteilen was die eigenen Mitglieder zu einer besseren Prävention beisteuern wollen. Vor Schäden in Höhe von vielen Milliarden wird gewarnt. Die Landwirtschaft bietet aber den Sauen von Juli bis weit in den Oktober „Kost und Logis“. Sie ist, mit Ausnahme einiger weniger, nicht bereit Bejagungsschneisen zu schaffen, die uns die „Arbeit“ erleichtern. Sie ist auch nicht bereit, ihre Maiswüsten mit Abstand zu den Schweinemastanlagen anzulegen. Bei jeder Bitte um Bejagungsschneisen werden uns Jägern sofort die finanziellen Verluste eines Betriebes vorgerechnet. Damit endet jede Diskussion.Wir müssen langsam einen Weg aus dieser Misere finden. Die Probleme können nur gemeinsam gelöst werden. Wir wollen und müssen uns hier einbringen. Die Bauern und Landwirte müssen aber ihren Teil ebenfalls liefern.

Zur nunmehr notwendigen extremen Bejagung kann nur empfohlen werden, den Finger bei einzelnen starken Sauen nicht zu krümmen. Gerade bei führenden Bachen mit „Kartoffelkäfern“ stehen Bache und Beibachen oft 100 Meter und mehr von ihrem Frischlingshaufen entfernt im Gebrech. Die kleinen Kerle wusseln über Baumstümpfe, brechen überall und nur wenn Muttern warnt, flüchten sie in deren Schutz. Schnell liegt dann ein „Keiler“ mit fünf oder mehr blanken Strichen auf der Strecke. Die Regeln unserer Jägerschaft müssen weiterhin gelten. Jagen Sie daher gewissenhaft und mit Anstand. Jagen Sie waidgerecht. Es gilt, in die Jugendklasse einzugreifen. Dort muss auf jeden Frischling, auch auf Kartoffelkäfer, Dampf gemacht werden.

In diesem Sinne Waidmannsheil

Ihr Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)