Tierrechtler: „Almbauern opfern Tiere, um gegen Wolf zu hetzen“

Von Wiebke Herrmann (agrarheute.de)

Weil Landwirte ihre Tiere dem Wolf schutzlos ausliefern würden, hat die Tierrechtsorganisation Verein gegen Tierfabriken angekündigt, Almbauern anzuzeigen.

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat laut verschiedener Medienberichte am vergangenen Montag (19.06.2023) angekündigt,  Almbauern in Kärnten und Umgebung anzuzeigen. Die Organisation wirft den Landwirten vor, ihre Tiere dem Wolf auf den Almen schutzlos auszuliefern. Das sei nach Angaben der Tierrechtler Tierquälerei, die man zur Anzeige bringen wolle.

Domestizierte Schafe und Rinder seien nach Pressemitteilung der Tierrechtsorganisation Haustiere, die den Gefahren der Wildnis hilflos ausgeliefert sind. Deshalb würden jährlich Tausende Schafe sterben, weil sie in Österreich „auf den Almen ausgesetzt“ werden. Weiter führt die Organisation in ihrer Mitteilung aus, dass es auf Almen eine Behirtung und einen Schutz vor großen Beutegreifern geben müsse. Außerdem müsse ein Nachtpferch vorhanden sein. „Schuld am Leid ist hier nicht der Wolf, sondern die Vernachlässigung durch den Menschen“, heißt es.

Verein gegen Tierfabriken: Landwirte würden Schafe opfern, um gegen Wolf zu hetzen

Für Josef Obweger, Vorstand der Kärntner Almwirtschaft, sind dies Argumente, die für Kopfschütteln sorgen. „Der VGT nennt konkret eine Alm, doch genau auf dieser gibt es Hirten“, sagt er gegenüber dem Österreicher Kurier. „Ich verstehe die Kritik, wenn es um Vollspaltenböden geht. Aber Almbauern, die Tiere den größtmöglichen Freilauf geben, so etwas zu unterstellen, ist absurd“, führt er weiter aus.

Dagegen argumentiert Martin Bulluch, VGT-Obmann im Österreicher Kurier: „Ich kann mich des Gedanken nicht erwehren, dass man absichtlich diese Schafe opfert, um gegen den Wolf zu hetzen und seine Ausrottung fordern zu können.“

Martin Gruber von der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) reagiert auf diese Vorwürfe in einer Pressemitteilung scharf. Die traditionelle Almwirtschaft sei laut des Politikers eine der artgerechtesten Tierhaltungsformen, die man sich vorstellen kann. „Diese als Tierquälerei zu bezeichnen, sei absurd. Wer sich solche Anzeigen ausdenkt, hat jeglichen Sinn für die Realität und jeden Respekt vor der Arbeit unserer Landwirte verloren. Es sind die Wölfe, die unsere Nutztiere und damit die Almwirtschaft bedrohen und nicht umgekehrt!“

Kärnten: Österreichweit erste Verordnung zum Abschuss des Wolfs seit Anfang 2022

In Kärnten hatten Risse von Nutztieren durch Wölfe zuletzt immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Auch, weil das Bundesland österreichweit als erstes, eine Verordnung zum Abschuss des sonst streng geschützten Wolfs im Januar 2022 erlassen hatte. Seitdem wurden fünf Wölfe legal erlegt.