Schon wieder wird ein Reh von einem Hund zu Tode gebissen

Foto eines toten Rehs

Regungslos lag das kleine Reh am Wegesrand. Die dünnen Beinchen weit von sich gestreckt. Gerade einmal vier Wochen war das Tier alt, so schätzen Experten, als ein Hund das Leben des Rehs beendete. Die traurige Entdeckung, die Passanten vor wenigen Tagen im Schellenberger Wald nahe der Heisinger Straße machten, war nicht der erste Vorfall dieser Art in diesem Jahr in Essen. Seit März wurden immer mal wieder Rehe gefunden, die von frei laufenden Hunden tot gebissen wurden. In Kettwig beispielsweise und in Kupferdreh. Tierschützer, Jäger und die Stadtverwaltung fordern nun Hundebesitzer dringend auf, besser auf ihre Tiere aufzupassen.

Jäger warnt: In jedem Hund steckt der Jagdtrieb

Meistens ist der Ablauf ähnlich: Ein Hund ohne Leine hetzt das Rehkitz und greift es an. Oft mit tödlichem Ausgang für das Wild. Wenn der Zwischenfall bemerkt wird, sind sowohl Hund als auch Besitzer längst über alle Berge. „So ein Verhalten geht nicht. Solche Vorfälle sind hochdramatisch und tun weh. Das sind traurige Bambi-Storys“, sagt Michael Delfs von der Kreisjägerschaft Essen. Man könne nur immer wieder an die Hundehalter appellieren, dass sie es nicht so weit kommen lassen. Sie sollten ihre Tiere nicht unterschätzen. Es komme vor, dass auch sonst liebe Hunde gefährlich für andere Tiere werden, wenn sie ihren Jagdtrieb entdecken. „Dieser Trieb steckt in jedem Hund, denn der Hund ist ein domestiziertes Wildtier“, sagt Delfs.

Besonders gefährlich könnten Hunde für junge und schwächere Wildtiere werden. Im Falle der jungen Rehe sei es so, dass diese oft still in einer geschützten Ecke ruhen und drei- bis viermal am Tag von ihrer Mutter aufgesucht und gesäugt werden. Wenn ein Hund ein Kitz entdeckt, habe das Kitz keine Chance zu fliehen. „Es kann noch nicht schnell laufen. Oft steht dann auch die Mutter hilflos daneben“, sagt der Jäger.

Bei dem toten Rehkitz im Schellenberger Wald war es so, dass Passanten die Polizei alarmierten und diese den Jagdaufseher informierte. Der stellte die traurige Diagnose, dass das kleine Reh von einem Hund gerissen wurde und innerlich verblutete.

Verdacht auf Wilderei

Wegen des Verdachtes auf Wilderei sei ein Verfahren eingeleitet worden, teilt die Stadt Essen mit. Sie weist darauf hin, dass Hunde im Wald ausschließlich auf befestigten Wegen zu führen seien und jedes eigenständige Suchen oder Jagen des Hundes sofort zu unterbinden sei – so schreibe es das Landesforstgesetz vor. Gerade in der aktuellen Jahreszeit beherberge der Wald viele wildlebende Jungtiere. Nicht nur Rehe, sondern beispielsweise auch am Boden brütende Vögel.

 

Quelle: waz.de – Kirsten Simon | Foto: Feuerwehr Essen