PeTA-Propaganda für den Stundenplan

„Mögen Sie Tiere?“ Diese Frage – vorzugsweise vorgetragen von Teenagern in gut besuchten Fußgängerzonen – mal einfach mit „Ja“ zu beantworten, habe ich mir längst abgewöhnt. Dabei bin ich tatsächlich tierlieb. Doch auf besagte Bestätigung folgt unweigerlich die Unterstellung: „Dann sind Sie sicher auch gegen Tierversklavung und Tiermord für Fleisch?“ Rummms.

Um diesem Standard-Dialog zu entgehen, hat es sich bewährt, die Eingangsfrage mit „Doch, vor allem vom Grill!“ zu beantworten. Bis sich die jugendlichen Tierrechtler von ihrer Schnappatmung erholt haben, bin ich auf und davon.

Tränen am Essenstisch

Weniger unterhaltsam ist es allerdings, wenn die Diskussion um Tierliebe und Fleischgenuss allabendlich im familiären Kreis ausgetragen werden muss. Wenn Kinder im Grundschulalter nicht nur jegliche tierische Nahrung ablehnen, sondern Eltern und Geschwister mit Vorträgen über die Verwerflichkeit von Nutztierhaltung, Jagd und Angelsport überhäufen. Und am Ende völlig hin- und hergerissen an einer Ideologie verzweifeln, die sich schamlos kindlich-eindimensionaler Weltbilder bedient.

Ideologen auf Kinderfang

So manche Eltern mögen sich schon gefragt haben, wie ihre Sprösslinge scheinbar aus dem Nichts auf Begriffe wie „Leichenteile“ oder „Drüsensekret“ kommen, wenn es um Schweineschnitzel oder Schokomilch geht. Des Rätsels Lösung liegt nicht selten in der Schule.

Dass man kleine Kinder leicht beeinflussen kann, haben nämlich längst auch PeTA und Co. begriffen. Wie Rattenfänger gehen die Tierrechts-Ideologen in Grundschulen auf Seelenfang. Mit Bildern von Kälbchen und Ferkelchen lässt sich leicht Stimmung machen – vor allem, wenn man sich jede Diskussion um Ernährungsphysiologie, Nahrungsketten und Grünlandveredlung sparen kann, weil das Gegenüber gerade einmal weiß, wie man „Mama“ buchstabiert.

„Jeder Veggie ist ein kleiner Held!“

Das schleswig-holsteinische Bildungsministerium äußerte sich dieser Tage besorgt um eine aktuelle PeTA-Aktion. Die umstrittene Tierrechtsorganisation beabsichtigt, „Lehrmaterial“ an Grundschulen zu verteilen.

Das News-Portal shz.de zitiert aus den Unterlagen: „Veganer […] retten jedes Jahr mindestens 48 Tieren das Leben! Denn Tiere nicht aufzuessen ist eine der leichtesten Möglichkeiten, wie du Tieren helfen kannst. Und du rettest so nicht nur Tiere, sondern nebenher auch noch das Klima und die Umwelt. Sozusagen ist jeder Veggie schon ein kleiner Held!“ Simpler Satzbau, kindliche Sprache – die Meinungsfundamentalisten haben ihre Hausaufgaben gemacht.

Denn obwohl diese platten Parolen eigentlich leicht zu zerpflücken wären: Haben sie sich erst einmal in den Kinderköpfen festgesetzt, werden sachliche Gespräche zum Thema schwer. Wer wollte mit Sieben oder Acht nicht ein kleiner Held sein und 48 Tiere im Jahr retten?

Gesundheitsgefährdung als Lehrinhalt?

In Kiel, so ließ laut shz das Ministerium am vergangenen Wochenende wissen, wolle man den Vorgang prüfen. Dass Schulen mit fragwürdigem Unterrichtsmaterial zugeschüttet würden, sei leider kein Einzelfall. Deshalb werde in den nächsten Tagen geklärt, ob die PeTA-Broschüren nicht den Lehrplänen des Landes Schleswig-Holstein entgegenwirkten. Immerhin.

Wenn man die Sache in der schleswig-holsteinischen Landesregierung angemessen ernst angehen will, wäre allerdings auch das Gesundheitsministerium gefragt. Kinderärzte warnen schließlich immer lauter vor den Langzeitschäden, die eine vegane Ernährung bei jüngeren Kindern nach sich ziehen kann.

Nicht nur Kinder sind das Ziel

Doch selbst, wenn die Schüler diese Unterlagen nicht vorgesetzt bekommen: Die Parolen haken sich auch in Lehrerköpfen fest – vor allem, wenn man bedenkt, dass Pädagogen meist einen urbanen Hintergrund haben und zu den Berufsgruppen mit dem höchsten Grünen-Wähler-Anteil gehören.

Ohne jeden Bezug zu Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung wirken Kälbchen, Ferkelchen und Heldenversprechen leider oft auch jenseits des Grundschulalters. Unter Rattenfängern hat sich das längst herumgesprochen.

Quelle: agrarheute.de