Wildschwein im Mais - Foto: Elke Mross

Bei Schweißhundführer Heiko Wessendorf will das Telefon nicht still stehen. Diesmal ist es ein Bekannter, welcher beim Maisdrücken einen Überläufer beschossen hat, der wieder ins Feld geflüchtet sei. Ob die beschossene Wildsau noch drinstecke, könne keiner sagen.

„Wegen der geringen Sichtweite ist es ziemlich schwer, auf den Stängeln und Blättern Schweiß zu finden“, sagt der Stadtförster. Es geht von Maisreihe zu Maisreihe. Von einem Schadloch zum nächsten. Immer wieder verweist Hund Bruno ein paar Tropfen angetrockneten dunklen Schweiß. In lichten Reihen wuchert Melde. „In so ein Dickicht könnte sich die Sau eingeschoben haben“, flüstert der Schweißhundführer. Im Sand stehen jede Menge Fährten.

Der Schlag ist etwa 120 Meter breit und etwa 700 Meter lang und über Nacht haben überall die Sauen gewütet. An manchen Stellen lässt sich fast einmal quer durchschauen. Für den Hund macht es das natürlich doppelt so schwer. Nicht nur, dass es im Mais sehr heiß ist. Überall sind Verleitfährten, und die gesuchte Sau ist kreuz und quer drübergewechselt.

Wessendorf schaut auf seinen Garmin-GPS-Empfänger, und erkennt, dass Bruno nur 300 Meter vor ihm arbeitet. Als er näher kommt, geht er auf die Knie, um besser sehen zu können, doch der Mais ist zu dicht. Dann verstummt auch noch der Hund. Ein Blick aufs Garmin verrät, dass Bruno die Fährte zurück arbeitet. Wieder Laut! Wessendorf rennt los. Als es rechts raschelt, erstarren die beiden Jäger. Ein Frischling wechselt nur zwei Maisreihen entfernt an ihnen vorbei. Ist es das kranke Stück? Nein.

„Der hat wahrscheinlich den Anschluss verpasst“, sagt der Schütze. Da gibt Bruno wieder Laut. Diesmal hört er sich aggressiver an. Mit dem Garmin in der Hand eilen die Jäger dem Bail, dem Standlaut beim Schweißhunds, entgegen. Dann wechselt er vom Stand- zum Hetzlaut. Wieder Ruhe!

Sau wird geborgen

Ein Schuss zerreißt die Stille. In solchen Momenten geht dem Hundeführer nur eins durch den Kopf: „Hoffentlich nicht der Hund“. Doch Bruno kommt den Jägern schon rutewedelnd entgegen, als wollte er sagen: „Hier drüben liegt sie doch“. Und tatsächlich nur wenige Meter weiter liegt die verendete Sau. Der Überläufer wollte direkt vor dem Vorstehschützen den Schlag verlassen und er konnte einen Schuss loswerden. Wessendorf streckt die Finger aus und zeigt auf die Wunde am linken Vorderlauf. „Schau mal! Die Fliegen haben schon Eier abgelegt.“ Bei der Hitze geht das schnell. Die Sau wird geborgen und abtransportiert. Drei Stunden hat die Aktion gedauert.

Quelle: agrarheute.de – Foto: Elke Mross