Hohe Kosten: Ein Wolf kostet 6.600 Euro im Jahr

Von Ulrich Graf (agrarheute.de)

Nach Berechnung des Landesbauernverbandes Brandenburg verursachte das Management eines Wolfs im Jahr 2020 durchschnittliche Kosten von etwa 6.600 Euro im Land.

Die Anzahl der Wölfe im Land Brandenburg steigt kontinuierlich an. Der Wolf besiedelt zunehmend auch die letzten noch wolfsfreien Reviere in der Mark. Für das Wolfsjahr 2020/2021 werden 49 Rudel, was schätzungsweise 400 Individuen entspricht, angegeben. Die Anzahl der Rudel hat sich damit nach Angaben des Landesbauernverbandes Brandenburg innerhalb von fünf Jahren verdreifacht (Wolfsjahr 2015/2016: 16 Rudel).

Stark gestiegene Risse und Kosten

Aktuell dürften in Brandenburg nach Schätzungen des Verbandes aber noch weitaus mehr Wölfe leben. Sichtbar werde diese Entwicklung in der kontinuierlichen Zunahme der Rissvorfälle und am damit verbundenen finanziellen und personellen Aufwand.

  • 2020: 322 Rissbegutachtungen, Kosten: 383.180 €
  • 2021: 439 Rissbegutachtungen, Kosten: 522.410 €

Die für die Präventionsförderung bereitgestellten Steuergelder wurden für das Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Diese Gelder würden wiederum an anderen Stellen des Haushaltes fehlen, wie dem Insektenschutz, dem Kulturlandschaftsprogramm oder dem Klimaschutz.

Großer Bedarf an weiteren Geldmitteln fürs Wolfsmanagement

Im Jahr 2020 verursachte ein Wolf durchschnittlich Kosten in Höhe von etwa 6.600 Euro im Land Brandenburg. Das sind in der Summe ca. 2,64 Mio. Euro. In 2021 lagen die Kosten pro Wolf etwas niedriger, was daran lag, dass die Anzahl der bewilligten Förderanträge im Jahr 2021 deutlich zurückgegangen sind. Auch die Anzahl der vorher gestellten Anträge hatte sich verringert.

Die Zahl der Nutztierrisse und die Tatsache, dass die überwiegende Zahl der gerissenen oder verletzten Nutztiere noch nicht durch wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen geschützt gewesen seien, zeige doch, dass theoretisch noch großer Bedarf vorhanden ist.

Akzeptanz der Förderprogramme bei Tierhaltern sollte erhoben werden

„Ob dieser Rückgang der Anträge nur einer bürokratischen Umstellung der Förderprogramme geschuldet ist oder ob die Maßnahmen bei den Tierhalten keine Akzeptanz finden, sollte deshalb unbedingt evaluiert und hinterfragt werden“, meint Jens Schreinicke, LBV-Wolfsbeauftragter und Vorsitzender des Kreisbauernverbands Potsdam-Mittelmark.

„Dennoch kommt es auch trotz der Einhaltung vermeintlich wolfssicherer Schutzmaßnahmen immer wieder zu Übergriffen auf Nutztiere. Daher kommen wir mittelfristig auch um ein aktives Bestandsmanagement nicht herum, um den Wolfsbestand und die durch Wölfe verursachten Schäden auf ein verträgliches Maß zu reduzieren“, sagt Schreinicke weiter.

Gibt es immer noch Zuwanderung bei den Wölfen?

Die hohen Zuwachsraten der Wolfsbestände (Verdreifachung in 5 Jahren) sind für den LBV Brandenburg über eine natürliche Vermehrungsrate nicht erklärbar.

Es müsse daher immer noch Zuwanderung aus anderen Regionen nach Brandenburg stattfinden. Deshalb wäre ein länderübergreifendes Monitoring mit Polen und den Baltischen Staaten als erster Schritt unumgänglich.

Bayern als positives Beispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Ziel sei, belastbare Aussagen über den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes zu erhalten. „Brandenburg verweist hier leider immer nur auf die Bundesebene. Dagegen zeigt das Bayerische Landwirtschaftsministerium deutlich mehr Initiative“, so Schreinicke, denn sie arbeiten grenzübergreifend bereits mit Österreich und Italien zusammen.