Gedanken eines Jägers zum Jahreswechsel

Schneelandschaft

Ist es nicht eigenartig? Wir Jäger leben nahezu ständig in Wald und Feld. Für uns teilt sich das Jahr nicht in Monate, sondern in spezielle Abschnitte. Wir eilen vom Bestätigen des Wildes im zeitigen Frühjahr durch den Sommer, von der besonders reizvollen Bejagung der Jungfüchse mit Schwung in die Blattzeit des Rehwildes und von dieser zur Brunft unseres Rotwildes. Ja und dann folgen die eigentlichen Erntezeiten, der Herbst und der Winter. Viele Nachtansitze auf Sauen stecken uns in den Knochen und der Unmut unseres Ehepartners nimmt zwischenzeitlich bedrohliche Formen an. Unsere Passion fordert den guten Willen all unserer Familienangehörigen kräftig heraus.

Wohl dem, der sich bei der Wahl seines Partners rechtzeitig davon überzeugte, dass dieser mindestens die Passion eines Vorstehhundes im dritten Felde hat. Von ihm kann er hin und wieder Verständnis für seine ausgeprägte „Mondsucht“ erwarten.

Und dann sind da noch die Gesellschaftsjagden. Es hagelt Einladungen von allen Seiten. „Sauen“ heißt das Zauberwort. Der Wildschaden strapaziert die Geldbörsen mancher Jagdpächter ganz erheblich. Viele Landwirte machen ihrem Unmut Luft und am Sauenhimmel erscheinen die düsteren Wolken schwarzwildspezifischer Krankheiten. Daher ist landauf und landab eine scharfe Bejagung dieses liebenswerten Wildes dringend angesagt. Das bringt mit sich, dass viele Jäger die Sauen nur durch ihr Zielfernrohr betrachten, aber keine Zeit haben einen Einblick in das Leben und die Gewohnheiten der Schwarzkittel zu bekommen.

Schade!

Das Jahr 2017 geht schneller zu Ende als gedacht. Was hat es uns Jägern und den Wildtieren gebracht? Es gab die Landtagswahl in NRW und unsere Bundestagswahl. All die Damen und Herren wurden abgestraft die da meinten, mit brachialer Gewalt ihre Ideologie gegen Land und Leute durchsetzen zu können. Viel Unruhe haben die Protestveranstaltungen des LJV NRW gebracht, Veranstaltungen zu denen auch nahezu alle Landesjagdverbände des DJV eine Abordnung geschickt haben. Die Fischereiverbände, die Landwirte, die Forstwirte, die Imker, ja alle Naturnutzer nahmen teil. Unser Einsatz für die Natur hat der Bevölkerung gezeigt, dass hier etwas falsch lief. Die Rechnung ging auf und der Unmut vieler Mitbürger führte auch wegen unserer Aktivitäten zu den bekannten Ergebnissen. Wie wohl, dass wir eine funktionierende Demokratie haben. – Wahltag ist Zahltag! – Als Jäger wollen wir hoffen, dass im Sinne des Naturschutzes und der Jagd eine Novellierung der betreffenden Gesetzgebungen mit Augenmaß und nicht gegen ganze Bevölkerungsgruppen erfolgt. Diese Gesetze müssen wieder der Verfassung genügen und vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Die Spaltung zwischen Städtern und der Landbevölkerung ist zwingend rückgängig zu machen.

Unserer Jugend kann ich nur zurufen: „Es lohnt sich, unruhig zu sein. Nur so könnt ihr als Anwalt der Wildtiere wirken. Dazu müsst ihr aber euren bequemen Sessel und das warme Bett verlassen. Wenn erforderlich, geht auf eine Demo. So dumm war diese Idee der Achtundsechziger nicht.“ „Einigkeit macht stark!“

Was hat dieses Jahr den Wildtieren gebracht?

Insekten sind immer noch rar und damit alle Wildtiere, die von ihnen abhängig sind. Mittlerweile ist das Sterben vieler Singvögel augenscheinlich und mit wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen worden.
Die Schwarzkittel nehmen weiter zu. Der Wolf bedroht unsere Bestände an Muffel- und Damwild. Das wird von einem Beitrag des Naturschutzes in der Tagespresse mit den Worten kommentiert:“ Der Wolf kommt, das ist klar. Allerdings müssen wir uns vom Dam- und Muffelwild verabschieden. Aber, die sind ja eh wegen der Jagd eingeführt worden.“ Dem können und sollten wir die Frage entgegenhalten: „ Was hat das mit der viel zitierten
Biodiversität zu tun, wenn eine Art freudig begrüßt und dafür zwei Arten tränenlos ausgerottet werden?“ – Es muss doch möglich sein, hier einen Mittelweg zu finden, der allen drei Wildarten Lebensrecht in unserem Lande gewährt!

Es sei darauf hingewiesen, dass es weltweit nur noch ca. 100 000 Mufflons gibt. Mit einem geschätzten Bestand von 20000 Mufflons auf dem Gebiet der BRD, das entspricht 1/5 des weltweiten Bestandes, haben wir eine besondere Verantwortung für den Fortbestand dieser Wildart. Dieser Punkt sollte bei allen Diskussionen um die grenzenlose Wiedereinbürgerung Isegrims beachtet werden.

Greening ist in der jetzigen Form völlig unzureichend. Wir benötigen ein Mindestareal von 9% der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Der Anbau von Zwischenfrüchten darf nicht mehr gewichtet werden. Es rächt sich heute, dass wir auf unseren Äckern Sprit für unsere Kraftfahrzeuge produzieren. Es rächt sich, dass wir Gift in Unmengen auf die landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und privaten Nutzflächen ausbringen. Die Agrarchemie hat uns alle voll im Würgegriff. All das zu ändern wird Geld kosten, viel Geld, das die Steuerzahler für eine lebens- und erlebenswerte Umwelt zahlen müssen.

Ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, sowie ein gutes neues Jahr, wünscht Ihnen der Vorstand des Hegeringes Gladbeck
Euer Gerd Tersluisen