Notwendige Lautäußerungen und wie man sie nachahmt.

Es folgen nunmehr einige Möglichkeiten zum Reizen des Fuchses und des Rehwildes.
Ich verweise aber auf die Teile 1 und 2 und empfehle, sie auch zu lesen.

Der Vogelangstruf

Der Vogelangstruf ist auf eine Entfernung von ungefähr zweihundert Metern einzusetzen. Es handelt sich dabei um Klagelaute eines Vogels, der mit der Hand gegriffen, oder vom Bussard oder einer Katze geschlagen wurde. Beide, Bussard und Katze, töten ihre Beute oftmals nicht sofort und so klagt ihr Opfer mit einem schrillen lauten Gezwitscher. Wer mit offenen Ohren durch Wald und Feld pirscht, wird diesen Laut schon vernommen und Jäger und Beute entdeckt haben.

Bild 5: Fingerhaltung für den Vogelangstruf

Wenn sie Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinanderlegen und auf den drei Kuppen und den zugehörenden Fingernägeln Ihre angefeuchteten Lippen pressen (Bild 5), erzeugen Sie durch schnelles Saugen und gleichzeitige Drehen der Hand einen dreitönigen Laut, der dem Angstgezwitscher des Vogels ähnelt. Dieser Laut sollte in der Tonhöhe sehr hoch liegen und drei bis fünf Mal wiedergegeben werden.
Auf ihn stehen alle Füchse, besonders aber Jungfüchse im Juli zu, die sich im Bereich des Vogelangstrufes befinden.

Die Kaninchenklage

Bei Hermann Löns konnte ich lesen, dass er den Ruf auf dem Handballen mit angefeuchteten Lippen nachahmte. Ich habe es versucht und es hat funktioniert. Wenn Sie Ihre feuchten Lippen auf den Handballen drücken und unter gleichzeitigem Drehen des Ballens die Luft einsaugen (Bild 6), erzeugen Sie ein Quietschgeräusch, das den Todesschrei eines Kaninchens nahezu genau nachahmt. Achten Sie dazu bei Treibjagden einmal auf Kaninchen, die vom Hund gegriffen wurden. Sie werden genau diesen Laut vernehmen. Mit diesem Klagelaut erreichen Sie Reinicke noch auf eine Entfernung von zweihundertfünfzig Metern. In Kaninchenrevieren gelang es mir immer den Fuchs mit diesen Lauten zu narren.

Bild 6: Ansatz der Kaninchenklage

Den Klagelaut sollte man nur einmal einsetzen.

Im Handel werden die unterschiedlichsten Locker angeboten. Sie alle funktionieren ausgezeichnet. Oftmals stehen Ihnen aber auf den Klagelaut auch Hasen zu, die dem in Bedrängnis geratenen Flitzer helfen wollen.

Den Klagelaut der Karnickel, der mit den angebotenen Instrumenten erzeugte wurde, konnte ich bis heute noch nie in freier Natur vernehmen. Die empfohlene Klangfolge ähnelt auch der eines klagenden Halb- oder Quarthasen. Vielleicht handelt es sich bei den zustehenden Hasen um Häsinnen, die ihre klagenden Jungen schützen wollen? Dann ließen sich meine vielen Beobachtungen erklären.  – Auf jeden Fall funktionieren die Dinger fantastisch.

Dieser Ruf kann in kurzen Abständen dreimal eingesetzt werden.
Die Kaninchenklage wirkt auf eine Entfernung von höchstens dreihundert Metern.

Die Hasenklage

Die Hasenklage wird auf eine Entfernung von fünfhundert bis siebenhundert Metern vom Fuchs vernommen.

Man bedient sich im Allgemeinen einer Hasenquäke, die im Handel angeboten wird.
Da man diese Geräte nicht immer bei sich führt, ist es sinnvoll diese Klagestrophe mit seinem Mund oder mit Hilfe seiner Hand nachahmen zu können.

Bild 7: Schalltrichter für die Hasenklage

Um die richtigen Laute hervorzubringen, schließt man die rechte Hand zu einer Faust
(Bild 7). Dadurch entsteht ein Schalltrichter. Danach drückt man seine Lippen fest auf den Hohlraum zwischen Daumen und Finger und presst nunmehr die Luft durch diesen Trichter. Durch Anheben und Absenken der Finger, sowie durch Schütteln der Faust erzeugt man einen Klagelaut, der dem Klagelaut des Hasen ähnelt. Man muss erst einige Male üben, ehe man die richtige Tonlage und Lautstärke, besonders aber die abklingenden Schlusslaute des Klageliedes naturgetreu nachahmen kann.
Die Hasenklage wird nur einmal eingesetzt. Falls man in der Nacht Reinicke bejagd, darf sie auch im Abstand von je einer Stunde eingesetzt werden. Damit erreicht man Füchse, die in ihrem Streifgebiet irgendwann in den Bereich der Klagelaute kommen.

Die Hasenklage wird bevorzugt in den Wintermonaten eingesetzt. Mit ihr kann und das wissen die wenigsten Jäger, aber auch das gesamte Jahr gereizt werden.

Während beim Mäuseln und dem Einsatz des Vogelanrufs neben dem Fuchs auch der Dachs, die anderen Marderarten und verschiedene Greifvögel erscheinen können, ist es nicht ausgeschlossen, dass auf die Kaninchen- und die Hasenklage selbst Sauen anwechseln. Bei dieser Art des Lockens und des Reizens ist alles möglich.

Der Rehruf

Zum Anlocken des Rehbockes nutzt man im Allgemeinen Locker aus dem Handel. Die Hersteller geben ausreichend Hinweise auf den Umgang mit diesen Geräten, sodass ich mir eine Beschreibung des Lockens mit ihnen ersparen kann. Ich verzichte auch auf eine Beschreibung des Lockens mit einem Blatt oder einem Grashalm. Es wird in dieser Form einfach nichtmehr durchgeführt und daher von mir auch nicht empfohlen. Auch wenn man nach diesen alten Methoden erfolgreich blatten kann, so ist der Einsatz von Blättern und Halmen doch sehr problematisch. Man benötigt ständig beide Hände. Blätter und Halme ändern ihre Frische und versagen bei nicht ausreichender Übung.

Besorgen Sie sich einen Blatter, üben sie ausdauernd und setzen ihn nach Angaben der Hersteller ein. Der Erfolg wird sich einstellen. Der Blatter baumelt in der Blattzeit sowieso an Ihrem Hals, sodass der Einsatz natürlicher Locken tatsächlich ausgeschlossen werden kann.

Als Jungjäger saß ich einmal am Rande einer Fichtendickung. Vor mir breitete sich ein großer Weizenschlag aus. Mit dem Schmalrehfiep zog ich einen Jährlingsbock bis auf zehn Meter vor meine Leiter. Schon wenige Minuten vorher erschien mein väterlicher Jagdfreund Anton mit seinem DD neben meiner Leiter. Anton hielt nichts vom Blatten. Er wollte mich vom Frühansitz abholen. Vorsichtig nahm er sein Glas hoch und beobachtete den sich nähernden Bock. Offensichtlich funkelte sein Glas irgendwann in der tiefstehenden Sonne und der Jüngling sprang ab.

Das Erlebnis überzeugte meinen Freund. Drei Tage später besaß er einen Gummiball, mit dem er nach Herzenslust fiepte. Der Gummiball brachte ihm viel Freude.

Das Schrecken des Rehwildes

Das Schrecken des Rehwildes ist von zentraler Bedeutung für die Reizjagd. Versuchen Sie zu Hause den Schrecklaut des Rehwildes in verschiedenen Tonlagen nachzuahmen. Ich weiß, Ihr Partner wird unter Umständen an Ihrem Verstand zweifeln. Geben Sie nichts drum, auch meine Familie hat sich daran gewöhnt. Meine frühere Verlobte lebt mittlerweile schon sechsundvierzig Jahre mit mir. Man sieht, wahre Liebe erträgt auch solchen Macken.

Mit dem Schrecklaut kann man auf Drückjagden jedenfalls jedes Stück Rehwild zum Verhoffen bringen. Es ist dann besser zu erlegen, als wenn es flüchtig käme.

Unmittelbar auf einen kurzen Schrecklaut hin verhofft auch ein sich nähernder Fuchs. Ihn dann zu erlegen ist keine Kunst mehr.

Gerd Tersluisen (Hegering Gladbeck)

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